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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 168
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Karl Maier

Ortenau ins Lager gekommen, Mitglieder der Familien Bodenheimer,
Hammel und Hauser. Diese konnten sich in einem Dorf in der Nähe - zusammen
11 Personen - eine Bleibe kaufen und lebten dort „in Freiheit"
und „glücklich". Sie hatten auch Wolffeingeladen, zu ihnen zu ziehen, er
hatte jedoch abgelehnt, z. T. aus finanziellen Gründen, hauptsächlich aber,
„weil ich hier ein Amt zu versehen hatte, das mir die nicht hoch genug zu
veranschlagende Möglichkeit gab, in meinen alten Tagen nützlich zu sein ".
Dieses Amt verlangte eine geistige Disziplin, die ihn dazu brachte, sich in
einer Fachzeitschrift weiterzubilden oder in Gesprächen mit Kollegen Erfahrungen
auszutauschen. Daraus erwuchsen wiederum Bestätigungen seiner
Leistung durch die Patienten, Dankbarkeit und Liebe. Wenn man die
verehrenden Kondolenzbriefe gelesen hat, versteht man, dass Leo seiner
Tochter schreibt: „Ich möchte diese Zeit im Ablauf meines Lebens nicht
missen. "5I

Wir haben versucht zu erklären, warum Dr. Wolff die bösen Zustände
des Lagers verschwiegen hat. Ein Grund dafür muss noch genannt werden:
seine Hoffnung, bald nach Amerika auswandern, Tochter und Enkel in die
Arme schließen zu können. Er hatte alle bürokratischen Hürden abzubauen
versucht, Anträge beim amerikanischen Konsulat gestellt, ja, die Passage
bereits bezahlt. Vor diesem Hintergrund hatte man den Eindruck, dass er
Gurs nur als eine beschwerliche Zwischenstation zum endgültigen Glück
betrachtete.

Im Frühjahr 1942 meldete sich eine schwere Magenerkrankung durch
große Schmerzen an, er konnte nicht mehr arbeiten. Frau Julchen Hammel
aus Freiste« pflegte ihn. Eine Operation in Pau brachte keine Besserung,
sodass Wolff auf eine zweite in Toulouse drängte. Die Vertreterin der Quäker
brachte ihn persönlich mit ihrem Auto ins Krankenhaus, auch das eine
Geste des Respekts. Aber bevor Dr. Weil, ein Kollege aus Gurs, den Eingriff
durchführen konnte, starb Dr. Leo Wolff an einer Magenblutung am
L. Mai 1942 in der Privatklinik Ambroise Pace in Toulouse.52

Eine Fülle von Beileidsbriefen würdigen die Bedeutung des Arztes Dr.
Leo Wolff. Am Tag vor seinem Tod besuchte ihn noch am Krankenbett
sein früherer Nachbar in Appenweier, der damalige Sägewerksbesitzer
Heinrich Falk. Er wird sich später um die Formalitäten und das Grab seines
Freundes aus der alten Heimat kümmern.53


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