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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 197
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Jesus Christus, behüte mich vor böse Hund
und Blutvergießen

„Schutzbriefe" - Ausdruck einer magisch-religiösen Geisteshaltung

Gerhard Finkbeiner

Aus heutiger Sicht erscheinen uns „Schutzbriefe" völlig unverständlich, ja
abergläubisch. In der Glaubenswelt unserer Vorfahren hatten die „Schutzbriefe
" jedoch neben einer Vielzahl von kirchlichen Schutzmitteln durchaus
Sinn.

Sie waren Mittel zur Daseinsbewältigung, der Versuch, Kräfte und
Mächte zum eigenen Vorteil zu nutzen, aber auch dem Bösen und den Bedrohungen
der menschlichen Existenz wirksam zu begegnen.

Die dem „Schutzbrief' zugrundeliegenden Anschauungen gehen kulturhistorisch
teilweise auf vorchristliches und mittelalterliches Gedankengut
zurück. Gefährliche Dämonen, Geister und Hexen bedrohen und beeinflussen
das menschliche Dasein, so die Auffassung unserer Vorfahren.

Über dem Dachfirst, durch Kamin, Fenster, Tür und Tor konnten sich
die unheilvollen Mächte Einlass verschaffen.

Deshalb war es wichtig, die Wohnräume und Viehställe zu schützen und
den ungebetenen Gästen mit einem Abwehr- und Gegenzauber zu begegnen.

Die „Schutzbriefe", die an einem verborgenen Ort im Haus aufbewahrt
oder direkt am Körper getragen wurden, sollten jedoch nicht nur Haus und
Hof schützen, sondern den Menschen - unter Anrufung der drei göttlichen
Personen - auch vor ganz allgemeiner Lebensgefahr wie Pest, Krieg, Unwetter
und Feuer bewahren.

Durch Zufall fand der Autor dieses Beitrages drei handgeschriebene
„Schutzbriefe" in einer alten Spanschachtel im Anwesen „Zieglers" in
Seelbach. Die Texte hat der Bauer und Ziegler August Fehrenbacher von
alten Vorlagen abgeschrieben.

Es mache Gott der Vater einen goldenen Ring um dieses Haus

Es mache Gott der Vater einen goldenen Ring, wodurch nicht allein Haus
und Hof, sondern Mensch und Vieh vor allem Unglück, Seuchen und
Krankheiten, vor des Teufels Macht und List gesichert ist. Das walte Gott,
dass diese Stunde, Tag, Jahr und allezeit so gut und so glücklich sei als unser
lieber Herr Jesus Christus. Das walte Gott der Vater und Gott der Sohn
und Gott der heilige Christ. Amen.

Es mache Gott der Vater einen goldenen Ring um dieses Haus, um diesen
Stall, um alle Menschen und Vieh, was darine gehört und allda gehet


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