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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 215
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Gesundheit und Krankheit im Spiegel einiger Beiträge der 85 Jahrgänge der „Ortenau"

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kannt wurde, dass alle Sozialisten aus Frankfurt ausgewiesen werden sollten
, kam er einer Ausweisung zuvor. Dass er seinem Wunsch gemäß im liberalen
Baden am Brandeck-Lindle eine Existenz aufbauen konnte, lag an
folgender Tatsache: Dem österreichisch-ungarischen Rittmeister Strehlen,
dem die Villa am Brandeck-Lindle gehörte, wurde es dort zu einsam. Aus
diesem Grund vermachte er die Villa an die sozialdemokratische Partei. Sie
trug sich mit dem Gedanken, dort ein Erholungsheim für Parlamentarier
einzurichten. Dies stimmte mit den Intentionen von Walther überein. Dank
der Vermittlung des Druckereibesitzers und Reichstagsabgeordneten Adolf
Geck konnte Otto Walther die Villa am Brandeck-Lindle käuflich erwerben
. Auch für seine Frau Hope war dies ein Glücksfall, denn sie konnte in
der milden Schwarzwaldluft ihre Lungentuberkulose auskurieren.

Vor diesem Hintergrund erscheint es sehr plausibel, dass Walther und
seine Frau eine Rückkehr nach Frankfurt ausschlössen, als die Bestimmungen
des Sozialistengesetzes nicht mehr in Kraft waren. Stattdessen wollte
das Paar in der milden Schwarzwaldluft eine Lungenheilstätte eröffnen.

Otto Walther beabsichtigte, dieses Vorhaben in der Umgebung des
„Brandeck-Lindle" realisieren. Doch die Wasserknappheit verhinderte
dies. Sie war verantwortlich, dass Walter nicht die für den Betrieb der Lungenheilstätte
notwendigen elektrischen Anlagen hatte installieren lassen
können. Deswegen suchte Walther in der Umgebung des „Brandeck-Lindle
" nach einem geeigneten Platz. Bei der Suche kam er auch zum Nord-
rach-Tal. Hier erschien ihm die Rückseite des Mooskopfes geeignet. Walter
vermochte nach langen Verhandlungen das Grundstück des Ankerwirtes
und Sägereibesitzers Erdrich käuflich zu erwerben. Die alten Gebäude der
Sägerei und der Gastwirtschaft wurden den Bedürfnissen einer Lungenheilstätte
entsprechend umgebaut. Sie erhielten Namen wie „Doktorhaus",
„Herrenhaus" oder „Bergfried". 1891 konnte Otto Walther mit seiner Frau
und seinen Assistenzärzten schließlich das Sanatorium eröffnen. Dank der
fachlichen Kompetenz bzw. der Tüchtigkeit der genannten Personen erhielt
das Sanatorium im In- und Ausland bald einen guten Ruf. Der letztgenannte
Aspekt führte dazu, dass zahlreiche Amerikaner, Holländer, Skandinavier
und Asiaten zum Zweck der Gesundung und Erholung in dem von Dr.
Walther geleiteten Sanatorium weilten. Für jeden Patienten stellte Walther
einen eigens konzipierten Gesundheitsplan auf, in welchem u.a. die Zahl
der von dem Patienten zu absolvierenden Wanderungen festgelegt waren.
Eine der berühmtesten Patientinnen von Otto Walther war Ranghild Bajer.
Sie wurde seine zweite Frau, nachdem Hope ihn verließ, um den Offenburger
Arzt und Gerbersohn Carl Lehmann zu heiraten. Ranghild Bajer konnte
bald von der Lungentuberkulose geheilt werden. Doch starb sie, als die
gemeinsame Tochter sechs Jahre alt war. Ihrem Wunsch gemäß wurde sie
an der Ruine Geroldseck beigesetzt. Bald nach dem Tod von Bajer sah sich
Otto Walther nicht mehr in der Lage, sein Lebenswerk fortzusetzen. Des-


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