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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 230
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Ruth Jansen-Degott, Cornelia Roth, Ute Scherb

Breit gestreut: Die Stiftungen der Babette Neriinger

Eine andere Stifterin war Babette Neriinger, geborene Battiany. Sie stammte
aus einer bekannten Offenburger Kaufmannsfamilie, deren Name vielen
in der Stadt bis heute ein Begriff ist. Die Familie kam ursprünglich aus
Gressoney in Savoyn und war Ende des 18. Jahrhunderts über Italien nach
Offenburg gelangt.34 Vater Johann Valentin Battiany gründete hier 1783
ein Manufakturgeschäft. Wann seine Tochter Barbara, die man Babette
rief, geboren wurde, lässt sich nicht mehr exakt eruieren - es war entweder
im Jahr 1800 oder 1801. 1820 heiratete sie den drei Jahre älteren Valentin
Neriinger.35 Die Verbindung war standesgemäß, denn Valentin Neriinger
ging dem Beruf eines Handelsmannes nach und hatte zwei Jahre zuvor das
Bürgerrecht der Stadt Offenburg erhalten.36 Valentin Neriinger soll übrigens
am 12. September 1847 an der „Versammlung der entschiedenen
Freunde der Verfassung" im Gasthaus Salmen teilgenommen haben.37
Zwar bestritt er dies, als er nach der gescheiterten Revolution von Amts
wegen danach gefragt wurde, gleichwohl lässt sich sein politisches Engagement
nachweisen: Immerhin hatte er 1848 das Amt eines Wahlmannes
für die Frankfurter Paulskirchenversammlung inne.38 Es ist gut möglich,
dass auch seine Frau Babette 1847 im Salmen anwesend war - konkret
nachweisen lässt sich das bei ihr wie bei vielen anderen Frauen leider
nicht. Amalie Struve ist jedoch die Mitteilung zu verdanken, dass außer ihr
noch zahlreiche weitere Frauen teilgenommen hätten.39

Im Frühsommer 1849 erkrankten die Eheleute Neriinger schwer - Babette
konnte sich wieder erholen, Valentin hingegen nicht: Er starb am
24. Juni 1849.40 Da die Ehe kinderlos geblieben war, suchte Babette Neriinger
, die übrigens der damaligen Diktion entsprechend ausschließlich als
„Valentin Neriinger Witwe" bezeichnet wurde, spätestens jetzt nach einer
neuen Lebensaufgabe. Diese fand sie beim Frauenverein, dem schon ihre
Mutter in maßgeblicher Funktion angehört hatte.41 Verwendet man einen
weiten Stiftungsbegriff in dem Sinne, dass eigene Ideen und vor allem persönliches
Engagement ins öffentliche Leben eingebracht werden, so trat
Babette Neriinger bereits hier als „Stifterin" in Erscheinung.42

Zur Stifterin im eigentlichen Sinne wurde sie allerdings erst mit der Abfassung
ihres Testaments am l. Dezember 1860 bzw. nach ihrem Tod am
6. November 1863.43 Sie vermachte dem städtischen Armenfonds 10.000
Gulden mit der Auflage, dass die Zinsen zur „lebenslangen Nutznießung"
an Rosa Huber von Kippenheimweiler weiterzugeben seien. Erst nach deren
Tod sollte das Geld einem öffentlichen Zweck zugeführt werden, und
auch dafür erließ Babette Neriinger klare Auflagen: Der Betrag war zu halbieren
, so dass „aus 5.000 Gulden der jährliche Zins an arme hiesige
Bürgerskinder gegeben werde, Jünglinge ein Handwerk oder die Mädchen
Bügeln, Nähen oder Kochen erlernen sollten."44 Es ging also bei den
weiblichen Empfängerinnen um die Ausbildung zur Dienstbotin.


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