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Manfred Hildenbrand
Am 15. November 1998 wurde
das Mahnmal für die Opfer
der NS-Gewaltherrschaft in
Haslach durch ein Hakenkreuz
geschändet.
Foto: Manfred Hildenbrand
Die 65-jährige Josefine Bloch starb bereits am 14. November 1940 an
den schrecklichen Lebensbedingungen im Lager Gurs, ihr 70-jähriger Ehemann
Josef Bloch folgte ihr am 13. Dezember 1940 nach. Beider Todesursache
soll eine Ruhrepidemie gewesen sein.38
Da der getaufte Jude Eugen Geismar in einer so genannten „privilegierten
Mischehe" lebte, wurde er am 22. Oktober 1940 nicht verhaftet und
nach Gurs deportiert. Wie allen jüdischen Ärzten war ihm 1935 die Approbation
entzogen worden, so dass er Ende 1938 gezwungen war, seine Praxis
zu verkaufen. Da er als Dentist nicht mehr arbeiten durfte, musste er
mit seiner Familie ums tägliche Überleben kämpfen. Das Schicksal des
Eugen Geismar ist eindrucksvoll dokumentiert in einem Schreiben des Caritasverbandes
in Freiburg vom 24. Oktober 1939: „Vom Stadtpfarramt
Haslach im Kinzigtal wurden wir um unser Eingreifen ersucht zu Gunsten
der Familie des katholischen Nichtariers Eugen Geismar. Geismar ist Dentist
und hatte kurz vor der Machtergreifung in Haslach eine Praxis eröffnet
, die sich eines guten Zuspruchs erfreute ... Vor etwa Jahresfrist musste
er die Praxis verkaufen, erhielt jedoch vom Käufer bis zur Stunde, von ei-
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