Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 270
(PDF, 120 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0270
270

Monika Müller

Wort „Schern" ab, das in den religiösen Schriften als Umschreibung für
den Gottesnamen verwendet wird. Abgenutzte, nicht mehr brauchbare
Schemot dürfen nicht einfach weggeworfen werden. Sie müssen an einem
Ort entsorgt werden, wo sie vor Missbrauch geschützt sind. Um dies zu gewährleisten
, wurden sie in den Synagogen auf dem Dachboden oder in einem
Nebenraum eingelagert. Im Lauf der Zeit fühlten sich die Juden nicht
mehr nur im Hinblick auf die Schemot zur Aufbewahrung verpflichtet,
sondern übernahmen den Brauch für alle mit hebräischen Buchstaben geschriebenen
oder gedruckten Texte und Bücher sowie auch für die bei der
Religionsausübung gebrauchten Gegenstände, die ihren Zweck erfüllt hatten
. Aber auch profane Literatur, Privat- und Geschäftsbriefe, Ketubot
(Eheverträge), Viehhandelsverträge, Rechnungen, Kalender und alltägliche
Gebrauchsgegenstände wurden in den Genisot abgelegt, wenn sie ausgedient
hatten oder nicht mehr benötigt wurden. Waren die Aufnahmekapazitäten
der jeweiligen Genisa erschöpft, wurden die dort verwahrten
Schriften und Gegenstände auf den jüdischen Friedhof gebracht und rituell
begraben. Manchmal wurden die Begräbnisstellen anschließend eigens gekennzeichnet
. So etwa auf dem jüdischen Friedhof in Altengronau in Südhessen
, wo sich ein Grabstein mit der Aufschrift „Sefer Tora" (Buch der
Tora) befindet.4

Geschichte der Schmieheimer Genisa

Bei Renovierungsarbeiten, aber auch durch gezielte Suche wurden in den
letzten drei Jahrzehnten in Süddeutschland in einer Reihe von ehemaligen
Landsynagogen Genisot entdeckt.5 Besonders zahlreich waren die Genisafunde
im fränkischen Raum, beispielhaft genannt seien hier Urspringen
und Veitshöchheim.6 Größere Genisafunde sind zudem in der bayerischschwäbischen
Kleinstadt Ichenhausen7 und in den in Württemberg gelegenen
Orten Hechingen8, Baisingen9, Freudental10, Hochberg und Oberdorf
gemacht worden. Im Bereich Badens sind bislang nur Funde aus dem Neckar
-Odenwald-Kreis bekannt. Mitte der siebziger Jahre fand man in der
inzwischen zu einer katholischen Kirche umfunktionierten früheren Synagoge
von Merchingen bei Ravenstein in der Dachverschalung eine Genisa
.11 Eine weitere Genisa wurde Anfang der neunziger Jahre in der ehemaligen
Synagoge von Sennfeld bei Adelsheim unter den Bodenbrettern des
Dachgeschosses entdeckt.12 Die Schmieheimer Genisa ist der erste Fund
aus dem südbadischen Raum. Damit kommt ihr eine herausragende landesgeschichtliche
Bedeutung zu.

Entdeckt wurde die Genisa 1997 bei Umbauarbeiten am alten Dachstuhl
des einstigen Gotteshauses der jüdischen Gemeinde. Ein Mitglied des Fördervereins
Ehemalige Synagoge Kippenheim wurde damals durch Zufall
auf einzelne Papierfragmente im Bauschutt vor dem Gebäude aufmerksam


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0270