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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 272
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Monika Müller

ten. Da sie dort niemandem im Weg waren, ersparte man sich beim Umbau
die Mühe, sie zu beseitigen. Die geborgenen Genisabestände stammen zum
größten Teil aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Am umfangreichsten ist die
Uberlieferung aus der Zeit zwischen 1700 und 1850. Dies ist zum einen
auf die damalige Prosperität der jüdischen Landgemeinden zurückzuführen
. Zum anderen zeugt die Menge der Objekte aus dem 18. und frühen 19.
Jahrhundert davon, dass die tradierten Vorschriften zum Entsorgen unbrauchbar
gewordener Schriften und Gegenstände in jener Zeit allgemein
beachtet wurden. Die erhalten gebliebenen Objekte sind in der Regel stark
beschädigt. Dies liegt in der Natur der Sache, denn in den Genisot wurden
ja nur abgenutzte und zerschlissene Dinge abgelegt. Anschließend haben
aber auch die Lagerbedingungen maßgeblich zum Zerfall der Stücke beigetragen
. So darf angenommen werden, dass die ausgemusterten Schriften
und Utensilien bei der Ablagerung auf dem Dachboden einfach wahllos
aufeinander gestapelt wurden. Ihre Konservierung war nicht beabsichtigt,
sie sollten lediglich vor missbräuchlichem Umgang bewahrt werden. Stark
in Mitleidenschaft gezogen wurden die Schriftstücke und Gegenstände zudem
durch den Staub, den Bauschutt sowie den von Mäusen und Vögeln
produzierten Dreck, mit dem sie auf den Dachböden umgeben waren.
Schließlich trugen auch die Witterungseinflüsse wesentlich zu ihrem Zerfall
bei.16

Auch im Falle der Schmieheimer Genisa ist davon auszugehen, dass der
Gesamtumfang der Schriftstücke, Bücher und Gegenstände, die die jüdische
Gemeinde auf dem Dachboden der Synagoge abgelegt hatte, wesentlich
größer war. Die Objekte, die vor einigen Jahren gefunden wurden,
stellen mit ziemlicher Gewissheit nur einen Restbestand der ursprünglichen
Genisa dar. Das noch vorhandene Material besteht in der Hauptsache
aus Papierunterlagen. Insgesamt liegen 45 Dokumente vor, die sich aus
drei handschriftlichen Texten und 42 gedruckten Schriften zusammensetzen
.17 Die Handschriften umfassen zwei Mesusot (Türpfosteninschriften)
und einen Tefillintext, der einst in der würfelförmigen Lederkapsel eines
Gebetsriemens (hebr. Tefillin) steckte. Bei den Druckschriften machen Gebetbücher
, in denen die täglichen und die am Schabbat gesprochenen Gebete
für das ganze Jahr zusammengestellt sind, die Hauptmasse der Überlieferung
aus. Von diesen so genannten Siddurim konnten in der Genisa 25
Exemplare geborgen werden. Neben den Siddurim sind auch Fragmente
von drei Machsorim erhalten geblieben. Als Machsor werden die Gebetbücher
bezeichnet, die die Gebete und Texte für die Feiertage, also unter anderem
für das Neujahrsfest Rosch haSchana, für den Versöhnungstag Jörn
Kippur, für das Laubhüttenfest Sukkot, für Pessach und für das Wochenfest
Schawuot beinhalten. Von den religiösen Druckschriften, die in der jüdischen
Gemeinde Schmieheim darüber hinaus in Gebrauch waren, sind nur
wenige Einzelstücke überliefert: die letzten Seiten einer Pessach-Haggada,


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