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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 289
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Wolfram Rombach - Offenburgs Oberbürgermeister im Drillen Reich

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herausgehoben aus der Eintönigkeit der billionenfach nach Schema X abgespulten
Lebenswege und es trotz viel Kummer, Sorgen und Opfern erst
richtig lebenswert gemacht."4

Einen Höhepunkt der so genannten Kampfzeit erlebten Offenburgs Nationalsozialisten
am 8. November 1930, als Adolf Hitler selbst anlässlich
der bevorstehenden Kommunalwahlen vor über 10.000 aus ganz Baden angereisten
Menschen sprach. Im Anschluss an seine Rede in den beiden
Landwirtschaftlichen Hallen kam es zu tumultartigen Szenen, zu einem regelrechten
Chaos, für das Robert Wagner den örtlichen NSDAP-Vertreter,
also den Offenburger Kreisleiter verantwortlich gemacht haben soll. Glaubt
man Wolfram Rombach, dann legte diese organisatorische Panne „die
Grundlage für die Aversion des Gauleiters" gegen ihn.5

Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Paul Hindenburg Adolf
Hitler zum Reichskanzler. Hitlers Offenburger Anhänger feierten diesen
Erfolg mit einer so genannten „Freiheitskundgebung" und einem Fackelzug
durch die Stadt. Die übrigen Einwohner verharrten zunächst in der
Rolle des Zuschauers, doch schon zwei Tage später, mit der Auflösung des
Reichstags und der Ansetzung von Neuwahlen, konnten aufmerksame Bürger
erkennen, wohin die neue Regierung steuerte. Trotz massiver Behinderung
von KPD, SPD und Zentrum erreichte Hitler am 5. März die absolute
Mehrheit nicht. In Offenburg blieb die NSDAP mit 41,3 Prozent (4.765
Stimmen) unter dem Reichs- und unter dem Landesdurchschnitt (von 43,9
bzw. 45,5 Prozent), wurde aber in allen Stimmbezirken stärkste Partei. Wie
in vielen anderen Orten auch feierte die NSDAP-Ortsgruppe den Sieg mit
dem Aufziehen der Hakenkreuzfahne auf dem Rathaus.6

Der Einzige, der sich dieser Provokation widersetzte, war Offenburgs
sozialdemokratischer Bürgermeister Walther Blumenstock, der daraufhin
erstes prominentes Opfer der nationalsozialistischen Machtergreifung auf
lokaler Ebene wurde. Er emigrierte in die Niederlande, mitsamt eines Teils
seiner Pension. Dass er diese zum regelrechten Entsetzen vieler Nationalsozialisten
behielt, glaubte Blumenstock Dr. Wolfram Rombach zu verdanken
gehabt zu haben, weshalb er diesen später - zumal aus räumlicher Distanz
und zeitlicher Perspektive - recht milde beurteilte. Rombach, so
schrieb er 1968, sei „kein fanatischer Nationalsozialist" gewesen: „Das
,Rombächlein', wie wir ihn nannten, war eine belustigend naive, aber sicher
menschlich integre Persönlichkeit, und als er von der Welle der Macht
auf einen ihm sicher nicht gemäßen Posten gespült wurde, hat er sicher
manchen Exzeß jenes Menschenbeherrschungssystems in Offenburg zu
mildern oder zu verhindern verstanden."7

Den von Blumenstock angesprochenen Posten erhielt Rombach ein Jahr
nach der Machtergreifung. Aus politischer Naivität oder in Unkenntnis des
nun herrschenden Führerprinzips beraumte der Stadtrat für den 17. Februar
1934 die Neuwahl des Oberbürgermeisters an. Der Wahlakt entfiel jedoch,


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