Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 290
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Ludger Syre

da der badische Minister des Innern, Karl Pflaumer, Rombach bereits ernannt
hatte. Es versteht sich fast von selbst, dass die Nationalsozialisten
auf Dauer keinen Zentrums-Mann an der Spitze der Stadt duldeten, und es
ist auch keine Frage, dass Wolfram Rombach an dem Amt des Stadtoberhauptes
persönlich interessiert war. Ob er seinen Vorgänger Josef Holler
regelrecht aus dem Amt gedrängt hat, lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei
klären. Holler selbst soll diesem Eindruck nach Kriegsende in einer eidesstattlichen
Erklärung entgegengetreten sein. Sicher ist, dass Holler erst
in dem Moment ausschied, als sein Wechsel zum Notariat Freiburg und damit
sein Verbleib im Staatsdienst gesichert waren.

Noch am gleichen Tag stellte Rombach bei einer improvisierten Veranstaltung
in der Michelhalle sein kommunalpolitisches Programm vor. Dabei
dankte er seinem Vorgänger und rief dann alle Bürger auf, „gemeinsam
zum Wohl unserer Heimatstadt zusammenzuarbeiten." In seinen Lebenserinnerungen
vergaß er nicht mitzuteilen: „Schliesslich gab ich noch unter
grossem Beifall bekannt, dass ich anstelle des sonst üblichen Festbanquetts
am kommenden Vormittag 200 Volksschüler und Volksschülerinnen aus
minderbemittelten Kreisen zu Kaffee, Kuchen und Kasperletheater einlade
."8 Der neue Oberbürgermeister bemühte sich offenkundig um Popularität
; nicht zu übersehen ist aber auch die Absicht, die eigene Geschäftsführung
im Nachhinein als recht harmlos erscheinen zu lassen.

Rombach war stolz darauf, „an hervorgehobener, wenn auch nicht gerade
prominenter Stelle, am Aufbau eines - wie ich mit Grund hoffte - besseren
und glücklicheren Deutschland mitwirken zu können."9 Für die negativen
Seiten der NS-Herrschaft machte er andere verantwortlich. Er, Rombach
, habe sofort den Dienststellen der Partei und ihren Gliederungen den
Befehl erteilt, „jeglichen Exzess gegenüber politischen Gegnern und Juden
zu verhindern."10

Für die Verhaftung der KPD-Mitglieder, die wie Richard Bätz und Otto
Schneider in der Nacht zum 21. Mai in ihren Wohnungen verhaftet und
monatelang im Konzentrationslager Heuberg bei Stetten am Kalten Markt
eingesperrt wurden, fühlte er sich ebenso wenig verantwortlich wie für die
Entlassung der einzigen jüdischen Angestellten der Stadtverwaltung am
29. März 1933 - auf Antrag der NSDAP - oder für den Boykott der jüdischen
Geschäfte am 1. April 1933, zu dem er vor dem Rathaus als Kreisleiter
aufrief. Seine Rolle dabei rechtfertigte er später wie folgt: „Um auf
alle Fälle Ausschreitungen zu vermeiden, bestellte ich mich selbst zum
Kundgebungsredner [...] Exzesse gab es nicht, die vor den jüdischen Geschäften
mit - sachlichen [!] - Boykottplakaten aufgestellten SA-Trupps
waren am nächsten Tag verschwunden und die Parteileitung hatte ihren
Willen."" Fragt sich nur, wer war die Parteileitung? Offenbar saß die in
Karlsruhe oder in Berlin, bis hinunter in die Offenburger Kreisleitung
reichte sie scheinbar nicht.


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