Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 298
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Ludger Syre

Über die innerstädtischen Brücken rollte allerdings nicht nur der Verkehr;
über sie verliefen auch Rohre und Leitungen. Der Direktor der Stadtwerke,
Karl Müller, hat nach dem Krieg berichtet, wie er unter Hinweis auf die
Folgen für die Wasserversorgung beim zuständigen Wehrmachtskommandanten
interveniert und dadurch die Zerstörung verhindert habe.40 Müllers
Darstellung deckt sich mit Rombachs Eintragung in seinem Kriegstagebuch
- auch wenn Frau Rombach die Sache nachträglich gerne anders
gesehen hätte.

Bis zuletzt scheint Rombach an den immer wieder verkündeten Endsieg
und an Hitlers Mission geglaubt zu haben. Oder gibt es einen plausiblen
Grund, warum er ausgerechnet in seinem privaten Tagebuch Zweckoptimismus
im Sinne des NS-Regimes bekundet haben sollte? So lesen wir unter
dem historischen Datum 5. März: „Heute vor 12 Jahren war die entscheidende
Reichstagswahl. Haben sich die damaligen Hoffnungen und Erwartungen
erfüllt? Ich glaube, dass diese Frage trotz aller in der menschlichen
Unzulänglichkeit - namentlich im Kriege - begründeten Fehler und
Rückschläge zu bejahen ist. Es bereitet sich unter unendlichen Wehen doch
eine neue und bessere Zeit vor. Wenn ich die jungen Soldaten unserer Einquartierung
[...] betrachte, muß ich mir immer wieder sagen: Ein Volk, das
über derartigen Nachwuchs verfügt, kann nicht unterliegen und untergehen
."41 Angesichts der millionenfachen Opfer und flächendeckenden Zerstörungen
eine schier unglaubliche Einschätzung!

Am Sonntag, den 15. April 1945, marschierten die Franzosen in Offenburg
ein. Die kurz zuvor von den abziehenden deutschen Truppen gesprengten
Kinzigbrücken beeindruckten sie wenig; die französischen Panzer
waren zur Passierung des Flusses auf sie nicht angewiesen. Am Vortag
hatte sich bereits Oberbürgermeister Rombach abgesetzt. Seine Flucht
führte ihn zunächst nach Ehingen an der Donau, wo er seine Familie traf,
die schon im November 1944 in die Heimatstadt seiner Frau geflüchtet
war, und endete schließlich auf einer 1.200 Meter hoch gelegenen, tiefverschneiten
Alm oberhalb von Wertach in den Allgäuer Alpen. Dort wurde er
am 3. Mai 1945 gemeinsam mit Gesinnungsgenossen und Wehrmachtsangehörigen
von amerikanischen Soldaten verhaftet. Selbst in diesem Moment
hatte er noch nicht wirklich begriffen, dass mit dem Nationalsozialismus
auch seine Zeit abgelaufen war, glaubte er doch, das Amt des Stadtoberhauptes
unter den neuen politischen Bedingungen weiterhin ausüben
zu können. Er bedauerte sogar, dass er sich nicht in Offenburg der Besatzungsmacht
zur Verfügung gestellt hatte: „In den letzten Tagen vor dem
Einmarsch hatten mir nämlich ehemalige Zentrumsleute ausrichten lassen,
sie würden bei den Franzosen für mich eintreten und dieselben bitten, mich
als Oberbürgermeister zu belassen."42

Während Rombach in amerikanischer, später in französischer Kriegsgefangenschaft
saß, bemühte sich seine Frau bei alten Mitkämpfern um „Per-


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