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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 311
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Nur die Spitze des Eisbergs

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chen, die in Ausmaß und Grausamkeit dem Massaker vom 12. April in
nichts nachstehen. Bei diesen Aussagen kann es sich nicht um reine Hirngespinste
ehemaliger Häftlinge handeln, wie Beispiele von Massengräbern
und Leichengruben, die auch in Offenburg nach dem Krieg exhumiert wurden
, untermauern. Dass es sich dabei vermutlich nur um einen Bruchteil
der tatsächlich existierenden Gräber handelt, nämlich um jene, bei denen
die Täter nicht alle Spuren beseitigten oder Zeugen zu einer Aussage bereit
waren, legen die noch heute vorkommenden zufälligen Massengrabfunde
nahe, wie z. B. unlängst im Rahmen von Bauarbeiten am Flughafen Stuttgart
oder auch in Schwäbisch Hall.24

Wenn man mit den Realitäten in Deutschland zur Zeit des Zweiten
Weltkriegs vertraut ist, weiß man, dass Offenburg mit mehr als 1.500 KZ-
Häftlingen und unzähligen Zwangsarbeitern keinesfalls eine Ausnahme
darstellte. Außer den bekannten Stammlagern, wie zum Beispiel Auschwitz
oder Buchenwald, gab es noch eine Vielzahl von Außenlagern, die
über das ganze Land verstreut waren. Genau genommen befanden sich
mehr KZ-Häftlinge in kleineren Außenlagern als in den bekannten Stammlagern
.25 In diesen Außenlagern war die Behandlung und die Sterblichkeit
der Häftlinge oft höher als in den Stammlagern.26

Allein in Baden-Württemberg gab es 74 Konzentrations- und Internie-
rungslager sowie unzählige Zwangsarbeiterlager.27

In diesem Aufsatz wurde darauf aufmerksam gemacht, dass das besonders
gut zu rekonstruierende Massaker vom 12. April 1945 kein singu-
läres Ereignis darstellt, sondern nur ein Beispiel für den vielfachen Mord
an Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen in Deutschland während des Zweiten
Weltkriegs ist. In dieser Tat spiegeln sich die Schicksale von Millionen
von Opfern, die auf Todesmärschen und in Lagern umkamen, durch Hunger
, Krankheit und Mord.

Anmerkungen

1 siehe auch Steegmann, Robert: Struthof: le KL Natzweiler et ses kommandos: une ne-
buleuse concentrationnaire des deux cötes du Rhin, 1941-1945. Strasbourg, 2005.

2 Boll, Bernd: „Das wird man nie mehr los ..." Ausländische Zwangsarbeiter in Offenburg
1939 bis 1945, 312.

3 Ebd., 309f.

4 StA 0 5/6736.

5 Boll, Bernd: „Das wird man nie mehr los 324f.

6 StA O Ordner: Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Offenburg wegen Mordes an
Kriegsgefangenen am 12.04.1945 in der Ihlenfeld-Kaserne Offenburg. Akte UJs
351/95.

7 Staatsanwaltschaft Offenburg Js 712/65.

8 StA 0 5/673.

9 In den Staatsanwaltlichen Akten wie auch in Publikationen ist fälschlicherweise von
635 KZ-Häftlingen die Rede. Dies ist begründet in dem Umstand, dass bei der Durch-


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