Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 451
(PDF, 120 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0451
Peterlistag - ein Festtag fiir Kinder

451

Geld oder Brot, so hilft euch Gott aus aller Not.
Liebe Kameraden, die Leut sind schon bedacht,
sie wissen schon, was sie uns geben wollen.

Jetzt erhalten die Kinder ihre Gaben, die im Geldbeutel eines Sackträgers
oder in einem Zwillichsack verstaut werden, und sie sprechen weiter:

Wir danken euch ganz höflich,

weil ihr uns gegeben habt ganz barmherziglich.

Wir wünschen euch ein langes Leben,

das euch Gott der Herr mag geben.

Nach diesem dann das ewige Leben.

Vergelt 's Gott! Adje!

Die draußen Wartenden rufen inzwischen laut:

Hit, hit isch Peterstag,

morn, morn, morn isch wieder ä Dag.

So berichteten mir schon vor 53 und vor 30 Jahren einige Gewährsleute
vom Ablauf des Zuges und heuer, am Peterstag 2002, konnten wir uns
überzeugen, dass sich nicht viel geändert hatte.

Damals führte der Weg dann durch die Gass zur Bind, über Eisensprung
, Spitzmühle zur Papierfabrik, wo es Papierbogen gegeben hat zum
Büchereinbinden fürs ganze Jahr, grüne, blaue, gelbe und weiße, acht bis
zehn Bogen pro Schüler.

Inzwischen mussten schon einige Siebtklässler die Säcke leeren und dahin
zurückbringen, wo alles am Abend verteilt wurde. Eine Erzählerin erinnerte
sich, dass die Frau des damaligen Prokuristen Petermann extra Berlinerle
für alle Springer gebacken hatte als willkommene Zusatzgabe zum
Kleingeld.

Wenn der „Grüne Berg" und die „Papieri" fertig war, ging's zum „Gal-
genbrückle" oder „Petertagsbrückle" genannt. Sie erinnerte sich gut, wie
viel Mühe man hatte, die Kleinen über den gefährlichen Übergang über
den Erlenbach zu führen.

Auf der anderen Seite haben sie sich wieder zwei und zwei aufgestellt
und marschierten zum „Galgenmättli".

Dort nahmen die Buben ihren Hut ab und alle beteten das Glaubensbekenntnis
und ein Vaterunser mit dem Zusatz: „O Herr, gibt ihnen die ewige
Ruhe!"

Das war die Stelle, an der früher der Galgen der Reichsstadt Zell gestanden
hatte, und den armen Seelen der Hingerichteten galt das Kindergebet.

An dieser Stelle wusste eine ältere Frau zu berichten: „Wo ihre Mueder
im Peterstag ageschprunge isch, isch der Galgeberg no gsi, die ufgschich-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0451