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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 452
(PDF, 120 MB)
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Hedwig Büß

tete Schtai, wo de Galge gschtonde isch. D' Großmueder weiß noch von
ihre Mueder, wo die letscht Hinrichtung-Ufhänggi gsi isch ...

Mi Urgroßmueder het als verzelt, dass sie sie hängge gloßt hän als abschreckendes
Beispiel fir die Ondere."

Lebendige Geschichte!

Dann ging es zurück über den Gröbernhof und Gröbern, dann waren es
noch etwa 50 Häuser, die „abgegrast" werden mussten, wobei immer die
drei Sackträger die Nachhut der Herde bildeten.

„Wenn e Fahrrad oder eins z'laufe kumme isch, der isch og'hebt wure
un um e Gab bättelt wore. Die solle alli ruhig wisse, daß Peterstag isch, un
uns ihre Scherfli gä!"

Wenn die Ältesten den Sack eine Weile getragen hatten, dann sind die
Jüngeren drangekommen, jeweils nach dem Alter.

Beim Einsammeln hatte der eine den Geldbeutel, der andere den Sack für
die Schnitz (Dörrobst) und der andere den Sack für die Bohnen und Nüsse.

Bei den Eltern der Sackträger oder Sackträgerinnen wurde gevespert
oder es gab Braten und ein Essen, und hinterher wurde von den Kindern
beurteilt, wo's am besten geschmeckt hat!

Und in dem Haus, wo alles verteilt wurde, haben die Sackträger zuletzt
gegessen.

Das Geld wurde am Abend noch gezählt, die Bohnen (es waren einige
Zentner) wurden gewogen, und meist waren schon Bestellungen da von Leuten
, die sie kaufen wollten. Schnitze und Würste wurden ebenso gewogen.

Nach einigen Tagen, wenn alles verrechnet war, bekamen die Petersschüler
ihre Kuverts mit dem geteilten Geld.

So war es früher.

Natürlich schenken die Leute heute keine Bohnen und Schnitz mehr. Sie
geben Geld und Süßigkeiten wie anderswo auch.

Der Weg wurde in den letzten Jahren mehrfach abgeändert, um Geld zu
sparen und wegen des starken Straßenverkehrs fährt seit über 30 Jahren das
Entersbacher Feuerwehrauto mit den Sackträgern in die Außenbezirke,
z.B. Bind, Eisensprung, Gröbern, und bei schlechtem Wetter auch nach
Stöcken.

Der Gang übers Galgenbrückle entfällt, ebenso das Gedenken an die
Hingerichteten, weil auf der Galgenmatt ein Zeller Industriegebiet entstanden
ist. Zwischen dem ursprünglichen Entersbach und Zell ist auf der Anhöhe
ein neues Wohngebiet entstanden. Die Neubürger dort haben sich an
den Peterstag gewöhnt und machen als Geber oder deren Kinder als Springer
munter mit.

Es ist erstaunlich, dass die Unterentersbacher Kinder klassen- und altersmäßig
so gut zusammenfinden, obwohl sie keine eigene Dorfschule
mehr haben und an zwei Nachbarorten zur Schule gehen: die Grundschule
in Unterharmersbach und Haupt- und Realschule in Zell a. H.


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