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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 454
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Hedwig Büß

ter, der Lehrer Sepp Schülj, hat unendlich viel beigetragen zur Erforschung
der Geschichte Nordrachs.

Von einem anderen, längst verstorbenen Lehrer hörte ich, dass er frühere
Peteriistagsprüche gesammelt habe, aber ich konnte leider nichts mehr
darüber finden.

Unterharmersbach ist ein ebenso weit verzweigtes Dorf, das aber im
Gegensatz zum abgelegenen Oberentersbach an der verkehrsreichen
Durchgangsstraße Biberach - Oberharmersbach - Renchtal liegt und rechts
und links sich über zahlreiche Nebentäler und Zinken erstreckt. Es ist also
keine rein ländliche Gemeinde. Deshalb haben sich die Formen des Peter-
listagsspringen, durch den Verkehr bedingt, einige Male verändert. Heute
gehen die Kinder unorganisiert in kleinen Gruppen oder einzeln. Bis zum
ersten Weltkrieg gingen sie gemeinsam in einer geschlossenen „Herde"
von Haus zu Haus, um die vom Speicherladen heruntergeworfenen Äpfel,
Nüsse, Wecken, Würstle und Gutsele und Kleinmünzen einzuheimsen, erzählte
der Altmalermeister Franz Schwarz.

Die Schüler unternehmen oft Riesenwanderungen, um möglichst viele
Täler und Zinken zu erreichen. Sie machen solche Gewaltmärsche, dass sie
abends todmüde sind, Muskelkater haben, und wenn es regnet oder
schneit, müssen sie (wieder) heimrennen, um sich trockene Kleider zu beschaffen
.

So lernen die Peteriisspringer auf ihrem Heischegang ihre Heimat kennen
, sie erfahren die Hofnamen der entlegenen Höfe und die bürgerlichen
Namen der Besitzer.

Die Älteren machten so ihre Erfahrungen mit der Gebefreudigkeit der
Spender. Ein Gewährsmann berichtete von einer Bäuerin, die seinem
Freund und ihm zusammen einen Pfennig schenkte! Da war dann wohl der
unfromme Wunsch am Platze: „Krotte un Schlonge solle eich in d' Suppeschüssel
ni'longe!" Seine Tochter jedoch erinnerte sich, dass sie erfreut
waren, wenn sie halb erfroren auf den entlegenen Lehgrund (Laigrund) kamen
. Dort konnten sie sich mit Kaba aufwärmen und dazu feinen Kuchen
schnabulieren, denn oft ist der Februar noch bitterkalt.

Überhaupt liefen die Kinder lieber auf die weit entfernten Bauernhöfe, weil
sie da mehr bekamen als unten entlang der Straße. Sie machten aber auch die
Erfahrung, dass einfache Leute oft spendabler waren als wohlhabende.

Ein jeder hatte so seine ganz persönlichen Erlebnisse. So erzählte uns
ein Gemeindebeamter, dass er als 7-jähriger Bub zusammen mit seinem älteren
Bruder beim Peterlisspringen war, als sie im gebirgigen Gelände weit
entfernt vom heimatlichen Hof von der Dämmerung und von dicht fallendem
Neuschnee überrascht wurden. Sein Bruder packte ihn auf den Rücken
und stapfte mit dem Kind über einige „Döbel" durch den Schnee nach
Hause, immer in der geheimen Angst, sich zu verirren. Eine unvergessene
Kindheitserinnerung!


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