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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 455
(PDF, 120 MB)
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Peterlistag - ein Festlag für Kinder

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In Unterharmersbach werden beide Sprüche gebraucht, der Hambacher
und der Kirnbacher. Der Kirnbacher spricht in Kurzform einen Schlangenbann
und einen Segenswunsch aus, beim Hambacher ist wohl der Segenswunsch
schon „abgesplittert", obwohl er der längere Spruch ist.

Mit der Anwendung dieser beiden Spruchformen hat es eine historische
Bewandtnis, was aber die Jüngeren schon bald vergessen haben werden.
Zwischen Oberharmersbach und Unterharmersbach liegt der Ortsteil Kirnbach
-Grün, der bis 1969 eine eigenständige Volksschule hatte, d. h. eine
Grundschule und eine Hauptschule mit kombinierten Klassen. Die Kirnbacher
hatten ein eigenes Schulhaus und einen eigenen Lehrer.

Heute ist dieser schulische Zwischenbereich zwischen Oberharmersbach
und Unterharmersbach voll in die Schulen Unterharmersbach (Grundschule
) und Zell a. H. (Hauptschule) integriert.

Aber bis 1969 hatten die Peteriisspringer die gleichen Gepflogenheiten
wie die abgegrenzten Gebiete Ober- und Unterentersbach. Die zwei Ältesten
aus der achten Klasse waren die Säcklemeister und zählten abends mit
dem Lehrer das Geld und verteilten es wieder an die Peteriisspringer. Solange
sie also Schüler in der Kirnbacher Schule waren, sind sie nur im
Schulgebiet Kirnbach gelaufen.

Nach ihrer Eingliederung in die neuen Schulen sind sie in der ganzen
Gemeinde Unterharmersbach Peterli gesprungen.

Eine jüngere Erzählerin, die als Zweitklässlerin diesen Schulwechsel
mitgemacht hatte, berichtete, dass sie gleich den Hambacher Spruch dazu-
gelernt hätten, damit die Leute ja nicht merken, dass sie vom benachbarten
„Ausland" kommen und ihnen vielleicht weniger geben könnten!

Die Grenzüberschreitung von einem Peterligebiet in ein neues, fremdes
war den Kleinen noch suspekt, daher die sofortige Umschaltung auf den
dort gewohnten Spruch, währen sie in ihrem bisherigen heimatlichen
Schulgebiet den alten Spruch aufsagten.

Auch in Oberharmersbach hat man anscheinend im Laufe der Zeiten
verschiedene Arten des Peteriisumzugs ausprobiert. Im Jahre 1949 schrieb
ich einen Peteriisspruch auf, in dem von Riersbacher Peterschülern die Rede
war. Frau Justina Lehmann schreibt in ihren „Aufzeichnungen einer Achtzigjährigen
" (1980), dass eine Zeit lang ganze Gruppen und Schulen umgezogen
waren, dass man aber von einem solchen Aufzug Abstand genommen
habe, da er eine nicht geringe Belastung (für die Spender) bedeutete.

Es war also ein Wechsel zwischen organisiertem Peterlistagspringen, in
einem bestimmten Schulgebiet - Oberharmersbach hatte bis 1966 vier
Schulen - und dem unorganisierten Umgang in kleinen Gruppen oder als
Einzelgänger. So hörte ich manchmal von einzelnen Peteriisspringern, die
fast den ganzen Talbereich „abgegrast" hätten vom Unterdorf bis nach Zu-
wald und durch die zahlreichen Seitentäler rechts und links. Und zwar zu
Fuß, denn abkürzen mit dem Fahrrad galt nicht, das Almosen musste ver-


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