Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 583
(PDF, 120 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0583
Rezensionen

583

Pfarrers vor 150 Jahren in den Dörfern
war. Einige Beispiel: In Hesselhurst bettelten
damals die Burschen am Ostermontag
bei den Bauern Eier und Speck. Anschließend
gab es im Dorfgasthaus davon
ein lustiges Gelage. Vorher aber fragten
sie den frisch bestellten Pfarrer, ob auch
er mit diesem Brauch einverstanden sei.
Ein neuer Souverän hätte in Kork kaum
festlicher empfangen werden können als
der neue Pfarrer. Nicht weniger als 36
Wagen und eine große Zahl von Reitern
begleiteten ihn bei seinem Umzug von
Hesselhurst an seine Wirkungsstätte Kork.
Die Pfarrersfrau lud die Bäuerinnen zu
„Lichtabenden", wo sie sich im Nähen
und Stricken üben konnten. Die Geschichten
, die man ihnen dabei vorlas, hatten bei
weitem nicht alle mit Religion und christlicher
Moral zu tun. Mindestens genau so
wichtig waren Texte, die das Allgemeinwissen
erweitern sollten.

Außerdem kann der Leser miterleben,
wie sehr das Dorfleben auch von großen
politischen Ereignissen berührt war. Auch
dazu ein Beispiel: Bei Ausbruch des Krieges
von 1870/71 hatten alle Korker große
Angst. Jedes Haus war voll von Soldaten
und geflüchteten Kehlern. Aus dem Umland
kamen Scharen von Schaulustigen.
Alle wollten das brennende Straßburg sehen
.

Hans Hollweck

Christian Würtz: Johann Niklas Friedrich
Brauer (1754-1813). Badischer
Reformer in napoleonischer Zeit, Kohl-
hammer Stuttgart 2005, 422 Seiten.

In seiner juristische Dissertation
schreibt Christian Würtz über das Leben
und Werk des badischen Staatsministers
Johann Niklas Friedrich Brauer. Der Name
Brauer ist untrennbar mit der Reformphase
und dem Aufstieg Badens zum
Großherzogtum verbunden. Im Mittelpunkt
der Arbeit steht somit vor allem das
Wirken Brauers als Jurist und Staatsminister
. Die Arbeit behandelt eingangs zunächst
die Jugend und den persönlichen
Werdegang Brauers. Der im hessischen
Büdingen geborene Brauer fand nach dem
Jurastudium in Gießen und Göttingen seine
erste Anstellung 1774 in der Markgrafschaft
Baden. Hier gelang ihm dank seines
Fleißes und seiner vorzüglichen juristischen
Kenntnisse ein rascher Aufstieg
bis zum Geheimen Hofrat. In dieser Funktion
verfasste er Gutachten und vertrat seinen
Landesherrn in verschiedenen Prozessen
vor den Reichsgerichten. Auch mit
kirchlichen Fragen musste sich Brauer gelegentlich
befassen.

1790 wurde Brauer Mitglied des Geheimen
Rates und damit der Regierung
der Markgrafschaft Baden. Mit seinem
Eintritt ins Zentrum der Macht geriet er
auch in den Strudel der Französischen Revolution
und der Napoleonischen Kriege.
Dank einer geschickten Diplomatie erlebte
die kleine Markgrafschaft Baden zwischen
1803 und 1810 eine erhebliche Vergrößerung
ihres Gebietes und stieg bis
zum Großherzogtum auf. Die administrative
Integration der zahlreichen neuen
Länder mit ihrer unterschiedlichen Ver-
waltungs- und Rechtstraditionen musste
allerdings bewältigt werden. Die badische
Regierung erließ dazu die entsprechenden
Edikte und Verordnungen, die teilweise
aus der Feder Brauers stammten. Im Regierungskollegium
hatte sich Brauer zudem
auch mit außenpolitischen Fragen zu
befassen, die sich aus dem Fortgang der
Kriege ergaben.

Bei der Beschreibung von Brauers
Wirken als Regierungsmitglied widmet
sich der Verfasser daher ausführlich den
Reformen seiner Amtszeit. Der Leser erhält
dabei eine ausführliche und verständliche
Beschreibung der einzelnen Konstitutionsedikte
und Verordnungen, an denen
Brauer mitwirkte. Die übrigen Edikte, an
denen Brauer nicht beteiligt war, werden
dagegen nur knapp behandelt. Insofern ist
beispielsweise auch das wichtige Organisationsedikt
vom 26. November 1809 leider
nur summarisch beschrieben, obwohl


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2006/0583