Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 585
(PDF, 120 MB)
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Rezensionen

585

Leser verständig dargestellt und so vielfach
erst der Zugang und das Verständnis
für die Kunstwerke eröffnet. Die Bebilderung
, mehrheitlich von der Bild- und
Filmstelle der Erzdiözese, zeichnet die
Kirche in ihrer ganzen Schönheit. Besonders
zu begrüßen und hervorzuheben
sind die vielen Querverweise im Text, die
so „ganz nebenbei" Geschichte erlebbar
machen und dem Leser viel mehr mitgeben
, als er beim Kauf eines „Kirchenführers
" erwartet.

Herber! Birkle

„Gefallen auf dem Felde der Ehre -
Aufzeichnungen des Johann Baumann
aus Altschweier/Bühl 1914-1938", bearbeitet
und herausgegeben von Suso
Gärtner. Bühl, 2005,164 S., III.

„Gefallen auf dem Felde der Ehre!" -
es war eine blutige Floskel, mit dem das
Sterben deutscher Soldaten im Ersten
Weltkrieg pathetisch glorifiziert wurde.
Johann Baumann, Landwirt und Winzer
aus Altschweier, verwendet sie in seinen
Tagebuchaufzeichnungen mehrfach. Dass
er aber der nationalen Propaganda erlegen
war, ist nicht anzunehmen, zu oft hatte er
gesehen, wie in den Schützengräben voller
Dreck und Schlamm wirklich gestorben
wurde. Gleichwohl eignete sich die
hohle Formel als Titel für die Aufzeichnungen
Baumanns, die jetzt in Buchform
erschienen sind und die Jahre 1914 bis
1938 abdecken.

Bei seinen Recherchen zur Geschichte
Altschweiers erhielt Suso Gärtner ein
Buch, in das Baumann zahlreiche Eintragungen
geschrieben hatte. Johann Baumann
war nicht irgendwer. Nach dem
Zweiten Weltkrieg war er in schwerer Zeit
Altschweierer Bürgermeister, sechs Jahre
gehörte er dem Gemeinderat an. in Vereinen
und Verbänden war er ehrenamtlich
aktiv. Hoch geachtet starb Baumann 1968.

Schnell erkannte Gärtner den Wert der
Blätter. Baumann hatte während des
Kriegs in kleine Notizbücher geschrieben.

später machte er daraus seine persönliche
Chronik. Die Notizbücher selbst sind
nicht erhalten, und was überliefert ist,
dürfte an manchen Stellen nachbearbeitet
worden sein, an Stellen beispielsweise, an
denen Baumann politische Analysen des
Kriegsendes anstellt, die so erst mit einigem
zeitlichem Abstand und zusätzlichen
Kenntnissen möglich waren.

Dennoch liegt mit den Erinnerungen
des Johann Baumann jetzt ein Buch vor,
das in mehrerer Hinsicht wertvoll ist. Der
Schwerpunkt des 164 Seiten starken Bandes
liegt auf den Jahren des Ersten Weltkriegs
. Ausführlich schildert Baumann,
der bei Kriegsbeginn 17 Jahre alt war, seine
Erlebnisse, nachdem er im Sommer
1916 eingezogen wurde. In Gengenbach
lernte er militärischen Drill kennen. Soldatenschinder
, wie sie später Erich Maria
Remarque in seinem Roman „Im Westen
nichts Neues" in der Figur des Unteroffiziers
Himmelstoß zeichnete. An Erich
Kästners Gedicht „Sergeant Waurich" erinnert
ein seine Männer schikanierender
Feldwebel: „Wenn mancher gekonnt hätte
, hätte der Feldwebel seinen letzten
Atemzug gemacht", schreibt Baumann.
An anderer Stelle heißt es: „Aushalten,
durchhalten und Maul halten waren die
drei Schlagwörter der Front." Die Verbindungen
zu literarischen Motiven sind bezeichnend
, bedeuten sie doch nichts anderes
, als dass Millionen Soldaten die gleichen
Erfahrungen gemacht haben und die
Mystifizierung des Fronterlebnisses, wie
sie vor allem auf der nationalsozialistischen
Agenda stand, eine leere Phrase
war. Baumanns Erlebnisse an der Westfront
mögen dazu nicht recht passen,
wenn er davon schreibt, dass „wir Jungen,
welche die erste Feuertaufe erhielten,
lieber um alles Geld wieder umgekehrt"
wären.

Auch die Beschreibung der Vorgänge
in der Heimat machen den Wert des Buches
aus. Quellen aus der Zeit des Ersten
Weltkriegs sind dünn gesät, da die Siegermächte
auch Aktenvernichtungen ange-


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