Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
86. Jahresband.2006
Seite: 638
(PDF, 120 MB)
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Berichte der Fachgruppen

Die heute sichtbaren Ausmalungen stammen aus dem 15., teilweise wohl auch aus dem
14. Jahrhundert, wobei letztere nur in Resten erfassbar sind. Sie sind stark reduziert und
teilweise übermalt (Chorbogen, Chor), teilweise aber auch nur an gewissen Stellen so ergänzt
, dass Ergänzung und Originalbestand unterscheidbar sind - ein Hinweis darauf, wann
welcher Teil erstmals restauriert worden ist. Seit der letzten Restaurierung sind wieder neue
Schäden aufgetreten.

In einer freigelegten romanischen Fensterleibung sind Blütenranken zu sehen, die aber
wohl nicht aus dieser frühen Zeit stammen. Der Chorbogen trägt eine stilisierte Quadermalerei
, auf dem mittleren „Schlussstein" scheint ein figürliches Motiv abgebildet zu sein.
Hier soll es sich um die älteste offenliegende Malschicht handeln. 1463 wird das Schiff ausgemalt
. Auf der Nordwand sind ein nicht mehr vollständiger Passionszyklus und eine
schwer bestimmbare thronende Gestalt erhalten (wohl eine Darstellung der Dreifaltigkeit),
auf der Südwand ein Christophorus. 1482 wird der Chor mit Aposteln mit Credosprüchen
und einem Christus mit Evangelistensymbolen ausgeschmückt. Neben dem ersten Apostel
der Südseite wird die Jahreszahl vermerkt. In der Leibung des Ostfensters sind außer einer
floralen Bemalung Reste einer älteren, wohl frühgotischen Ausmalung erhalten geblieben.

Die Burgheimer Kirche war einmal ein Ort von großer Bedeutung. Heute hat sie diese
Bedeutung eingebüßt, aber nur aus kirchlicher Sicht. Besonders für die Archäologen ist sie
ein Begriff, mehr noch als für Kunstwissenschaftler. Es würde sich auch lohnen, bei der
nächsten Restaurierung den Innenraum mit modernen Methoden genauer zu untersuchen.
Neue Erkenntnisse zu unklaren Darstellungen („Dreifaltigkeit") oder früheren Ausmalungsphasen
dürfen erwartet werden.

Die kath. Leutkirche St. Maria und St. Leodegar liegt außerhalb des heutigen Ortes
Oberschopfheim. Im Chor und im Chorbogen befinden sich Wandmalereien, die wohl auf
das Spätmittelalter zurückgehen.

Die Ursprünge der Kirche werden im 9. Jahrhundert vermutet. Um 1500 geht die ehemals
dazugehörige Siedlung ab; die Leutkirche bleibt jedoch in Funktion. Nach einer wechselvollen
Geschichte, in deren Verlauf die Kirche teilweise zerstört wird, wird sie 1905 teilweise
wiederaufgebaut und für Gottesdienste hergerichtet, die Wandmalereien freigelegt.
Sie sind schlecht erhalten und werden stark ergänzt. 1953 werden sie erneut „restauriert"
und besonders die Apostelbilder neu überarbeitet. 1962-63 wird bei einer erneuten Renovierung
auch das bis dahin unvollständige Langhaus wiederaufgebaut.

Die Wandmalereien dürften ursprünglich aus dem 15./frühen 16. Jahrhundert stammen.
In der Chorbogenleibung sind die klugen und die törichten Jungfrauen dargestellt. Die Ausmalung
des Chorinnenraums (Nord- und Südwand, Chorbogenwand) zeigt Apostel mit Credo
-Texten, also eigentlich ein ähnliches Programm wie der Chor von Lahr-Burgheim.

Leider sind sowohl die klugen und törichten Jungfrauen als auch die Apostelbilder
durch vorhergegangene „Restaurierungen" stark entfremdet. Die Jungfrauen hat man ohne
Kenntnis der Ikonographie in einer Weise überarbeitet, die eine Unterscheidung zwischen
klug und töricht kaum mehr zulässt. Die Apostel wurden unter Negierung von später eingebrochenen
Fenstern - denen zwei der spätmittelalterlichen Figuren zum Opfer fielen - vollzählig
auf den drei Wänden verteilt. Ob nach einer derartigen Überarbeitung überhaupt
noch alter Bestand vorhanden ist, ist ohne restauratorische Untersuchung nicht mehr auszumachen
.

Für die Kirchen- und Gottesdienstbesucher hat die Kirche heute einen schönen, stimmungsvoll
ausgemalten Chor, der seiner Funktion bestens gerecht wird. Für die Kunstwissenschaft
aber ist hier ein großer Verlust entstanden.

Weiter ging nun die Fahrt nach Lahr-Kuhbach zur Galluskapelle, wo Bernhard Wink
die Führung übernahm.


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