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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 39
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Zur Geschichte des Forstamts Ottenhofen

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politischen und wirtschaftlichen Gründen, durch Anordnung von Mehrhieben
in Höhe von 50 bis 70 % des Normaleinschlags durch das Reichsforstamt
- zur Erreichung einer wirtschaftlichen Autarkie im Hinblick auf einen
kommenden Krieg - der Holzeinschlag drastisch erhöht und unter Androhung
von Strafen auch durchgeführt. Nach dem Krieg gingen die Mehreinschläge
am stehenden Holz in Form von E- und F-Hieben (E = Exploitation
- Ausbeutung, F = Franzosen) zur Behebung der Kriegsschäden
durch die Militärregierung bis 1949 weiter. Sie belasteten Staats- und Körperschaftswaldungen
mit weit über Hiebsatz und Zuwachs liegendem Einschlag
wertvoller Nutzhölzer, die leider wieder unsachgemäße Kahlschlage
und Neuaufforstungen auf oftmals unerwünschten Standorten entgegen
vorgesehener Planungen entstehen ließen. Absolut: 1926 bis 1949 15 000
bis 17 000 ha Fm gegenüber Planung mit 10 000 Fm.

Dazu kam die nach dem Krieg notwendige Brennholz Versorgung der
Bevölkerung, vielfach in Selbstwerbung, da die Waldarbeiter fehlten; dies
führte generell zur Abnahme der Buchenbestände, die Nadelholzkulturen,
bestenfalls laubholzarme Mischkulturen, zur Folge hatten. Im Rückblick
auf die Einrichtungswerke, die zu meiner Amtszeit aufgestellt wurden,
konnte seinerzeit trotzdem gesagt werden, dass sowohl die Standortverhältnisse
als auch die Zuwachsverhältnisse dazu geführt haben, dass der Wald
die 30 Jahre währenden starken Eingriffe im großen Ganzen ordentlich
überstanden hat. Das Landschaftsbild sowohl des Allerheiligenwaldes wie
auch der Hochlagenbestände um Schliffkopf, Vogelskopf und Seekopf
wurde durch die Oberhiebe zwar verändert, jedoch nicht gestört, wie seinerzeit
vielfach behauptet wurde. Das Altersklassenverhältnis blieb im
Staatswald und in den Gemeindewaldungen, abgesehen von dem durch die
Überhiebe bedingten Vorherrschen der beiden ersten Altersklassen, sonst
einigermaßen ausgeglichen, wenn auch nicht überall ideal.

Leider störten auch Sturm- und Schneebruchschäden, natürlich auch
Borkenkäfer, letztere vor allem nach Krieg und E- und F-Hieben, immer
wieder die durch Zunahme des Nadelholzes stärker gefährdeten Bestände,
am schlimmsten 1990 - und dies europaweit. Hier im Forstamt sind wir im
Vergleich zu anderen Gebieten noch gnädig weggekommen.

Dass diese Schadensereignisse immer wieder kurzfristig Abweichungen
von langjährigen Einschlagsplanungen zur Folge haben, ist verständlich
und meist nicht zu umgehen. Dies wird wohl in einer verantwortungsvollen
Nachhaltwirtschaft immer so bleiben. Sturm- und Insektenschäden, auch
Wildschäden gehören zum forstlichen Alltag, sie können durch die Art der
Bewirtschaftung wenn nicht verhindert, so doch eingeschränkt und bekämpft
werden. Nicht jedoch kann die Forstwirtschaft das weltweit zunehmende
Waldsterben verhindern - ich nenne es weithin so, obwohl seitens
höherer Stellen m. E. unverantwortlich, vielleicht verharmlosend und
schamhaft noch von „neuartigen Waldschäden" gesprochen wird. Die Poli-


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