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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 43
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Hellmut Gnändinger, Forstdirektor a. D., Ottenhofen
1909-2005

Wolfgang Stengele

Hellmut Gnändinger war Leiter des ehemaligen Staatlichen Forstamts Ottenhofen
von 1954 bis 1974. Das Geschlecht der Gnändingers stammt aus
der Landschaft um die Quellen der Oder, dem ehemaligen Österreichisch-
Schlesien mit den einstigen Herzogtümern Troppau, Jägerndorf und Te-
schen, einem Gebiet im Altvatergebirge, das nach den Schlesischen Kriegen
dem Hause Österreich noch verblieben war.

Nach dem für Österreich und Deutschland verlorenen Krieg wurde 1918
dieser Teil Schlesiens durch den Versailler Vertrag der neu gegründeten
Tschechoslowakei angeschlossen. Versuche der deutschen Bevölkerungsteile
, sich anlässlich der Nationalratswahlen am 4. März 1919 noch politischen
Einfluss zu bewahren, wurden mit der Erschießung von 400 deutschstämmigen
Männern, Frauen und Kindern durch Tschechen verhindert.
Der deutsche Bevölkerungsteil war damit eingeschüchtert und die Jugend
teilweise auch bereit, ins Reich auszuwandern.

Jahrhunderte lang wohnten die Gnändingers inmitten dieser geographisch
schönen und politisch zerrissenen Landschaft, die von Deutschen,
Tschechen und Polen gemeinsam bewohnt war mit teils bekannten Persönlichkeiten
, als Rechtsanwälte, Ärzte und Soldaten. Auf dem Friedhof in
Grätz stehen heute noch zwei Marmorgrabmale der Gnändingers, die ihrer
Schönheit wegen als amtliche Kulturdenkmale der Nachkriegswelle der
Zerstörung entgingen. Sie sind dort noch die einzigen Gräber mit deutscher
Inschrift.

Hellmut Gnändinger wurde am 14.9.1909 als Sohn eines Arztes in dem
armen Bergdorf Niederhillersdorf geboren. Seine Mutter Margarete geb.
Schimitzek, eine in Literatur und Musik sehr gebildete „Höhere Tochter",
hatte sich auf dem Lande - im Gegensatz zu ihrem Mann - wohl nie richtig
wohlgefühlt. Vater Gnändinger flüchtete 1945 vor der heranrückenden
russischen Armee nach Österreich und führte dort noch bis zu seinem 85.
Lebensjahr eine Arztpraxis nahe der slowenischen Grenze. Seine Mutter
und die Schwester Maria wohnten nach einer aufregenden Flucht über Österreich
nach Deutschland nach Zwischenstation bis zum Tod der Mutter
1963 in Laudenbach, Mainfranken.

Zu seinen Kindheitserinnerungen zählen die Ermordung von Erzherzog
Franz Ferdinand und der Beginn des Ersten Weltkrieges, der Vater als Soldat
an der galizischen Front, die Flucht der Mutter mit den Kindern vor der
russischen Gefahr bis 1915 in ihre Heimatstadt Wien, der Umzug nach


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