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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 46
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Wolfgang Stengele

Die beiden arbeitsreichen Jahre im Elsass zählten wohl zu den glücklichsten
und interessantesten seines Lebens, auch privat, denn 1940 kam
nach dem ersten Kind Margret bereits die zweite Tochter Ursula zur Welt.
Veronika wurde 1942 geboren. 1943 zog die Familie mit nunmehr drei
Kindern nach Münster i. E., wo ihrem Vater die Leitung des Forstamts
nach dem Krieg zugesagt war.

Zum 3. November 1942 erfolgte der Stellungsbefehl zur 35. Infanteriedivision
mit neuem Standort in Straßburg in nur geringer Distanz zur Wohnung
der Familie beim Petrolhafen, von dort aus ging es zu einem Ausbildungslehrgang
nach Donaueschingen und kurz vor Ostern '43 an die Ostfront
bei Jelnja gleich in den Grabenkrieg.

Während eines Offizierslehrgangs in Metz in Herbst 1943 gab es ein
Wiedersehen mit der Familie. Zur selben Zeit erfolgten an der Ostfront gewaltige
Rückschläge, wobei sich die deutschen Armeen Hunderte von Kilometern
zurückziehen mussten.

Nach Ausbildertätigkeiten östlich von Warschau und weitem, in diesem
Abschnitt glücklicherweise geordnetem Rückzug musste die Einheit am
Bug den östlichen Brückenkopf der Festung Brest halten und wurde dabei
eingeschlossen. Nach geglücktem Ausbruch aus Brest wurde am Bug eine
neue Stellung bezogen, die von russischen Panzern überrannt wurde, wobei
Hellmut Gnändinger am 5.9.1944 in russische Gefangenschaft geriet.

Sie sollte 10 Jahre lang dauern.

Sein Buch „Chronik einer Kriegsgefangenschaft" berichtet über diese
Leidenszeit.

In all den Nachkriegsjahren der Kriegsgefangenschaft hat die damalige
Forstdirektion Südbaden ihren am längsten in russischer Kriegsgefangenschaft
verbliebenen Bediensteten nicht vergessen und ihm das traditionsreiche
große Forstamt Ottenhofen als künftigen Dienstsitz aufbewahrt. Ottenhofen
war in diesen Nachkriegsjahren immer nur kommissarisch besetzt
.

Seine Frau musste im September 1944 kurz vor der Geburt ihres 4. Kindes
unter schwierigen Bedingungen und unter Verlust ihres ganzen Haushalts
vor den Franzosen fliehen und fand für fünf Jahre auf einem Bauernhof
auf der Schwäbischen Alb Unterkunft.

Im Herbst 1949 wurde sie von der Forstdirektion Freiburg aufgefordert,
die Dienstwohnung des Forstamtsgebäudes in Ottenhofen zu beziehen, da
ihr Mann nach Mitteilung der sowjetischen Regierung bereits Ende 1949
entlassen werden sollte.

Mit der ihr eigenen Energie, mit viel Fleiß und mit Hilfe des großen
Gemüsegartens hinter dem Forstamt brachte sie ihre vier Kinder durch
die schlechten Jahre. Sie war dabei nicht zu stolz, mit dem Verkauf von
selbst geernteten Heidelbeeren und Zwetschgen ein paar Pfennige zu verdienen
.


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