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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 48
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Wolfgans; Siengele

Mitte Februar 1945 wurden 1000 Gefangene aus den Bergwerken des
Donezbeckens in das Lager verlegt - „zur Erholung". Wie es sich herausstellte
, war der Zug von Fleckfieber durchseucht, bereits vom Tod gezeichnet
. Die Russen taten alles gegen ein Übergreifen der Seuche und konnten
dies auch einigermaßen verhindern. Von den Neuankömmlingen starben jedoch
täglich 30 bis 40 Mann, die nirgendwo registriert wurden. Solche
Epidemien wüteten leider in den meisten Kriegsgefangenenlagern, in denen
selbst Verbandsmaterial Mangelware war.

Das Kriegsende brachte die Hoffnung auf eine baldige Heimkehr in die
Heimat, aber es sollte anders kommen.

Mitte Mai '45 ging die Lagerverwaltung an die deutschen Offiziere
über. Damit und vor allem durch den beginnenden Sommer wurde die Gefangenschaft
erträglicher, außerdem gab es jetzt Zusatzverpflegung für erfüllte
Arbeitsnormen. Schwieriger als der Arbeitswille war jedoch der Lebenswille
zu erhalten. Die Aufstellung „freiwilliger Arbeitsbataillone",
hauptsächlich beim Einsatz in den Torfstichen um Minsk, brachte für viele
Gefangene den körperlichen und seelischen Ruin.

Im Hochsommer durften die ersten 2500 Mann des Lagers heimkehren:
Alte und Kranke. Der Transport erfolgte wieder auf engstem Raum in Güterwagen
. 200 Mann überlebten den Transport nicht.

Im September '45 war die Verlegung in ein neues Lager bei Minsk, das
einem Autowerk angeschlossen war, abgeschlossen. Verwanzte Räume mit
engsten Verhältnissen und schlechter werdende Verpflegung verschärften
die Gefangenschaft. Bei den dreistöckigen Schlafpritschen standen je
Mann nur 40 cm zur Verfügung. Die für 2500 Mann Belegstärke ausgerichteten
Baracken waren 1945 mit 6000 Mann belegt. Erst bis 1948 sank
die Zahl der Lagerinsassen auf 3000 Mann. Der Gesundheitszustand war
so schlecht, dass zeitweise nur ca. ein Drittel der Gefangenen arbeitsfähig
war.

Hellmut Gnändinger leitete den Arbeitseinsatz im Lager und fand dabei
in seiner gewissenhaften und gerechten Art die Anerkennung sowohl seiner
Kameraden als auch die der Russen.

Offiziere konnten entsprechend der Genfer Konvention nicht zur Arbeit
gezwungen werden. Dies änderte sich schrittweise und führte zur Bildung
von Offiziersbrigaden.

Das zweite Weihnachtsfest in Gefangenschaft verging. Aus der Heimat
wurde spärlich Post zugelassen, streng zensiert. 1948 durften vorübergehend
sogar vierteljährlich Briefe geschrieben werden.

Die erste Karte seiner Frau erhielt H. Gnändinger am 23. April 1946.
Sie berichtete von der Flucht der Familie aus dem Elsass, die am Tag seiner
Gefangennahme stattgefunden hatte, von der Geburt der Tochter Angelika
, die 14 Tage nach der Flucht geboren wurde, vom Verlust des gesamten
Besitzes sowohl seiner Eltern im Sudetenland als auch durch die Born-


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