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Die Forstwirtschaft in der ersten Nachkriegszeit 1945-1954
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Absprung auf Kreta zum Invaliden geschossen worden und Fm. Schutt aus
Triberg pulsierte die von Splittern durchsiebte Schädeldecke mit jedem
Herzschlag. Von 13 Teilnehmern eines Grundlehrgangs für Forstreferendare
in Karlsruhe kehrten nur drei aus dem Krieg zurück: Dummel schwer
kriegsverletzt, Ernst Hensler querschnittsgelähmt und Hellmut Gnändinger
erst nach 10 Jahren russischer Kriegsgefangenschaft. Hellmut Gnändinger
war später Chef des Forstamts Ottenhofen.
Für uns „Kleine" gab es damals zwei verschiedene Sorten Amtsvorstände
: ältere Militärs, die bereits in Führungsposition in den Krieg gingen und
junge Kriegsteilnehmer, die selbst den Krieg in unteren Diensträngen erleben
mussten. Erstere konnten sich oft von ihrem militärischen Führungsstil
nicht lösen, während die junge Kriegsgeneration eine Reihe weitblickender
, humaner und geschätzter Chefs hervorbrachte.
Der Arbeitskräftemangel bei den Waldarbeitern war durch den Einsatz
von Frauen im Bereich der Pflanzschul- und Kulturarbeiten und durch
Selbstwerbereinsatz ausgeglichen.
Die Aufgaben, die sich dieser schnell reorganisierten Forstverwaltung
stellten, waren gewaltig:
Brennholzversorgung für die Bevölkerung, Zwangshiebe der Besatzungsmächte
(Franzosen- und Exploitationshiebe), die Bekämpfung einer
katastrophalen Borkenkäferkalamität und in deren Folge die Aufforstung
gewaltiger Kahlflächen.
Bei den Zwangshieben der Franzosen, deren Nutznießer aber auch die
Schweiz, Holland und Italien waren, umfassten allein die F-Hiebe im späteren
Südbaden 2000000 fm. Bei den ab 1948 erfolgten E-Hieben (Exploitationshiebe
) wurden Teile davon zurückgestellt, um vordringliche Hiebe
zur Borkenkäferbekämpfung durchzuführen.
Allein im Bereich des Forstamts Ottenhofen wurden im Staats- und
Gemeindewald 31 500 fm Holz im Zug dieser Zwangshiebe gehauen. Bei
der Belastung der Privatwaldungen, die ebenfalls im Umlageschlüssel
dieser Franzosenhiebe beteiligt wurden, stellte sich die Forstverwaltung
schützend vor die Waldbesitzer. Der öffentliche Wald wurde dafür stärker
belastet.
Zusätzlich zu diesen Zwangshieben wurden die normalen Hiebsätze
durch den interalliierten Kontrollrat festgelegt. Sie betrugen im Land Baden
für 1945/46 3,1 Mio. fm und für 1946/47 3,4 Mio. fm, womit nach damaligem
Urteil die Leistungsfähigkeit unserer Wälder weit überschritten war.
Interessant war in diesem Zusammenhang das Sortiment „Generatorenholz
" mit einem Gesamtanteil von 535 000 fm, womit das Holz bezeichnet
wurde, mit dem mangels Benzin die Fahrzeugmotoren als Holzvergaser
angetrieben wurden.
Bereits während des Krieges hatte sich der eiserne Bestand der Borkenkäfer
gefährlich vermehrt, besonders 1944 nach einer Verfügung des
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