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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 180
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Hans-Jochen Schuck

nach 1830 der Fall, als zur Schonung der Waldungen eine über Jahrhunderte
geübte Praxis, ein Lebens- und Wirtschaftsfundament der Landbewohner
schlechthin, verboten wurde: der Weidegang und die Eichelmast.
Durch die Ablösung dieses Rechts und die Einführung der Stallfütterung
gewann das Bürgerrecht der Allmendnutzung an Gewicht.3 Es mussten
größere Allmendflächen geschaffen werden, wozu die Landgewinnung im
Talgrund gerade passend kam.

Die große Pionierleistung der Kinzig-Begradigung wurde 1887 in folgendem
Resümee gewürdigt: „Gerade das Kinzigtal unterhalb Hausach ist
heute rühmlich bekannt durch seine gartenartige Bodenkultur. Vorzüglich
bewässerte Wiesen, fruchtbares Ackerland mit trefflich gedeihenden Obstbäumen
nehmen den ehemals vom Fluss verwüsteten Talgrund ein." Dieses
Lob hat noch heute für die Talaue der Kinzig (häufig als (der) Grün
oder Grien = grober Sand, Kies in Flurnamen oder Karten vorkommend)
volle Gültigkeit. Der Wechsel von Acker- zu Grünland, von Mais, Topinambur
, Getreide und Kartoffeln zu Obstbaumwiesen mit stattlichen Apfel
-, Birnen- und Kirschbäumen in Gruppen, Reihen oder einzeln stehend,
als Hecken angeordnete Feldgehölze, verwilderte Pflaumen oder Mirabellen
, alte Walnussbäume, der teilweise naturnahe Lauf des Ebersweierer-
und des Ohlsbachs und die zwei kleinen, grün schimmernden Biotop-Kieslöcher
sind charakteristisch für die Ohlsbacher Au zwischen Kinzig und
Bahnlinie.

Eine besondere Rolle in dieser harmonisch gegliederten Landschaft
spielte die Be- und Entwässerung der Wiesen, die schon von Tulla vorgegeben
worden war. Sie wurde stets für wichtig erachtet, was daraus hervorgehen
mag, dass bei Niedrigwasser in den Sommermonaten eine „Wasserklemme
" galt, d. h. ein Fahrverbot für Flöße, da die Bewässerung des Allmendfelds
Priorität genoss.4 Die dazu notwendige „Infrastruktur", Gräben
und technische Einrichtungen, wurden in Ohlsbach zwischen 1868 und
1880 geschaffen und in den folgenden Jahrzehnten unterhalten und verbessert
. Die beginnende Umstrukturierung in der Landwirtschaft in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts bewirkte, dass kleine Betriebe aufgaben
oder im Nebenerwerb betrieben wurden. Das hatte auch Folgen für die Allmendnutzung
. Die Zahl der frei werdenden Lose nahm zu, Bürgerrecht und
Bürgernutzen verloren an Bedeutung und wurden schließlich im Herbst
1969 - wie auch anderswo - durch Beschluss des Ohlsbacher Gemeinderats
abgelöst. Damit ging ein wichtiges Kapitel dörflicher Sozialgeschichte
zu Ende. Die früheren Allmendfelder und -wiesen wurden an Interessenten
(Ohlsbacher und Auswärtige) für DM 12- pro Parzelle (8-9 Ar) und Jahr
verpachtet.5 Mit der neuen Situation sank die frühere Verbundenheit zwischen
Nutzbürgern und ihrer Allmende, d. h. ihrem gemeinsamen Eigentum
und angestammten Vermögen, was sich daran zeigte - aber nicht überall
-, dass dem Erhalt des Bewässerungssystems und seiner Einrichtungen


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