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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 313
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Wald im Wandel: Aufgabenschwerpunkte des Staatlichen Forstamts Oberkirch 1975 bis 2001

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Im Auewald des Forstbezirks hatten die Laubbäume seit eh und je die
Oberhand. Einzelne Versuche aus der Nachkriegszeit, dort auch Nadelbäume
anzubauen, scheiterten vollständig an der Kraft der Stürme, spätestens
an der Wucht des Orkans „Lothar", der die auf dem dicht gelagerten
Boden flach wurzelnden Nadelbäume rigoros niederlegte. Für den Anbau
der Laubbäume gab es im Forstbezirk eine altbewährte, erfolgreiche Methode
, die von den Revierbeamten des Auewaldes und ihren erfahrenen
Waldarbeitern meisterhaft praktiziert wurde, nämlich das sogenannte
Heisterverfahren. Dabei wurden drei bis vier Jahre alte, mannsgroße Jungpflanzen
, die in reviereigenen Pflanzgärten sorgfältig und unter Mitwirkung
weiblicher Saisonkräfte, der „Kulturdamen", herangezogen worden
waren, mit hohem Anwuchserfolg in das Freiland gepflanzt; die gewählte
Größe der jungen Bäume hatte den Vorteil, dass nicht nur - etwa im Vergleich
zur Saat oder Naturverjüngung - einige Produktionsjahre gewonnen
werden konnten, sondern dass auch der sonst durch den traditionell
hohen Rehwildstand bedrohliche Verbiss geschickt vermieden werden
konnte. Zugleich war dadurch auch die bei den Jägern unbeliebte Zäunung
entbehrlich und schließlich wuchsen die Heisterpflanzen schnell aus
der Zone der Unkrautkonkurrenz heraus, sodass das sogenannte Freischneiden
entbehrlich wurde.

Die Belange des Naturschutzes, vor allem die Forderung einer Erhaltung
und möglichen Steigerung der Artenvielfalt im Wald, waren für das
Forstamt eine Maxime höchster Priorität, die in ihrer Konsequenz in eine
generelle Begünstigung des Mischwaldes mit möglichst vielen Baumarten
einmündete. Gerade die Palette einheimischer Laubbäume war aus der
Sicht der Bewahrung reich gegliederter naturnaher Ökosysteme besonders
geeignet, aus der Sicht der Funktion als Nahrungsquelle und Lebensraum
den Artenreichtum in Flora und Fauna zu erhalten. Man denke etwa an seltene
, hoch spezialisierte Insektenarten wie den Hirschkäfer, der unabdingbar
auf die Stöcke alter Eichen angewiesen ist, oder an verschiedene bekannte
Blütenpflanzen wie die Kuckuckslichtnelke, die bestimmten Lichteinfall
auf dem Waldboden benötigt, wie er nur durch intensive Durchforstung
herbeigeführt werden kann.

Besonderes Augenmerk richtete das Forstamt auch auf die Erhaltung
seltener Baumarten. So stellte sich heraus, dass die Mispel (Mespilus germanica
) nur noch in einem einzigen Exemplar an der Oberkircher Burgsteige
zu finden war, obgleich dieser Baum früher ein willkommener Bestandteil
von sonnigen Waldrändern war, nutzte man seine Früchte doch
gerne aufgrund des hohen Gerbsäuregehalts zur Konservierung des Apfel-
mosts. In der Bottenauer Pflanzschule, die von dem an dendrologischen
Fragen besonders interessierten Revierleiter Franz Huber betreut wurde,
konnten aus den Samen des letzten noch vorhandenen Baumes junge Mispeln
nachgezogen und an verschiedenen Stellen des Forstbezirks ausge-


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