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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 333
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Die Klosterpforte des ehehemaligen Offenburger Franziskanerklosters

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für die Offenburger, die bis zum Jahre 1635 dauern sollte. 800 Soldaten
wollten versorgt werden, die in der Stadt „mehr türkisch als christlich"
hausten, ihre Zechen nicht bezahlten und die Schränke und Keller ihrer
„Gastgeber" leer plünderten. Ab 1637 wurde Oberst von Schauenburg für
die letzten elf Jahre bis zum Ende des Krieges Stadtkommandant der
Freien Reichsstadt Offenburg. Er unternahm alles, um die Stadt vor erneuten
feindlichen Angriffen zu schützen und das Los der Bürger zu lindern,
trotz der Dauereinquartierung von 500 bis 600 Mann.

Friedlich ging es in Offenburg in diesen wirren Jahren trotzdem nicht
zu. 1643 musste die Stadt bei einem zweiten Eroberungsversuch des Herzogs
von Weimar, der Schloss Ortenberg eingenommen hatte und acht Monate
die Stadt belagerte, mit ansehen, wie das ganze Vorland der Stadt verwüstet
wurde: Die umliegenden Dörfer wurden eingeäschert, alle Bäume
umgehauen, die entflammten Getreidefelder konnte ein Einsatztrupp des
Stadtkommandanten gerade noch löschen. Trotzdem war ein Großteil der
Ernte vernichtet, nach der großen Hungersnot lebten gerade noch „123 arme
Bürger" in der Stadt. Als endlich 1648 die Glocken von der hohen
Pfarrkirche nach 30 grausamen Jahren den Westfälischen Frieden einläuteten
, bot die Stadt ein Bild trostloser Armut. Auch das klösterliche Leben
kam völlig zum Erliegen, nur noch zwei Mönche blieben zurück. Die
friedliche Welt einer wohlhabenden Ackerbürgerstadt und stolzen kaiserlichen
Freien Reichsstadt hatte sich vollständig verändert.

Offenburg im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697)

Für Offenburg begann nach dem Aderlass des 30-jährigen Krieges eine
noch viel schlimmere Leidenszeit durch die Eroberungskriege Ludwigs
XIV. (1643-1715). Mit seinem gut gerüsteten Heer von 450 000 Mann und
modernster Waffentechnik zog er 1667 gegen Spanien, 1672 gegen Holland.
Durch die Einverleibung der deutschen Freien Reichsstadt Straßburg 1681
provozierte der König zum ersten Mal sehr deutlich den Kaiser, der gerade
zur Abwehr der Türkengefahr von Wien auf dem Balkan gebunden war.

1685 wurde zum Schlüsseljahr der französischen Politik: Der Anlass zu
einem Eingreifen in deutsche Verhältnisse war dadurch gegeben, dass ein
Bruder Ludwigs mit Liselotte von der Pfalz verheiratet war und er nach
dem Aussterben der männlichen Erblinie des pfälzischen Kurfürsten Erbansprüche
für seine Schwägerin daraus ableitete. Das führte zum Pfälzischen
Erbfolgekrieg (1688-1697), der fatale Auswirkungen auf Offenburg
haben sollte. Kaiser Leopold L, der inzwischen zusammen mit dem polnischen
König Johan Sobieski und dem Markgrafen Ludwig Wilhelm von
Baden, dem „Türkenlouis", die Osmanen von ihrem Angriff auf Wien zurückgeschlagen
hatte und jetzt gegen sie mit all seinen Armeen in Ungarn
im Felde stand, erkannte die Forderungen Ludwigs XIV. nicht an. So folgte


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