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Die Klosterpforte des ehehemaligen Offenburger Franziskanerklosters
351
bezeichnen. Es überzeugt nicht nur durch seine einzigartige Knappheit,
sondern entwickelt als „natürliches Chronogramm" per definitionem auch
gekonnt die Datierung durch die Zahlenbuchstaben bis auf eine Ausnahme
in einer konsequenten Reihenfolge von der größeren bis zur kleineren
Zahl. Das setzt großes formales Können im Spiel mit den Wörtern und lange
Zahlenknobelei voraus. Eine noch größere Meisterschaft zeigt sich darin
, dass die Platzierung der Zahlenbuchstaben parallel zur Abfolge des damaligen
Geschehens abläuft.
Hier ist die Aufschlüsselung der späteren Inschrift (links) im Vergleich
mit der älteren (rechts):
Marte
= 1000
Marte
=
1000
arDente
= 500
arDente
500
CLavstro
= 100
CLavstro
100
50
50
5
5
eXVsto
= 10
5
perVsto
5
tVta
5
15
Vna
5
serVata
5
VetVsta
5
fVI
5
5
1
serVata
5
et
fVI
5
fortls
1
et
1
perstltl
1
1
fortls
perstltl
1
1
1
1689 1689
Zum Mitrechnen sei anzumerken, dass im Lateinischen U und V identisch
sind. Der Vergleich beider Inschriften an dieser Stelle zeigt, dass der erste
Verfasser elf Worte für seine Aussage braucht, der zweite nur 10. Unterschiede
gibt es beim Perfektpartizip usto (verbrannt): Der erste schreibt
perusto (per = durch, d. h. durch und durch verbrannt) und gewinnt damit
ein V(= 5), der zweite wählt emsto ( ex = aus, d.h. völlig verbrannt) und
erhält ein X (= 10) und ein V (= 5). Das dem ersten Verfasser so „entgangene
" X muss er an anderer Stelle auffüllen: Er wählt durch eine andere
Attributierung zur erzählenden Tür zweimal das V: Statt tVta (= sicher)
setzt er Vna VetVsta (= ich als einzige, ich altehrwürdige). Statt der Freu-
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