http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0451
Vom Leben der Juden auf dem Lande
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Haus Talstrasse 22: Altes Schulhaus Haus Talstrasse 27, 27a: Ehemaliges
Gasthaus „ Badischer Hof"
Die Schulklassen waren im Untergeschoss. Im Obergeschoss wohnten
zwei Lehrer. Links wohnte bis etwa 1928, 1930 Witwe Berg mit ihrem
Sohn. Ihr Mann war jüdisch-christlicher Lehrer dieser Schule. Die Witwe
blieb mit ihren zwei Söhnen hier wohnen, und starb vor 1933, also bevor
die Zeit sich geändert hat.
Es war eine allgemeine Volksschule. Ich selbst bin dort im neuen Gebäude
zur Schule gegangen bei der katholischen Kirche."
Eine jüdische Schule gab es nicht?
„Nein. Es war um die Jahrhundertwende hier zwar eine große jüdische
Gemeinde, aber die Kinder gingen in die allgemeine Volksschule. Einmal
in der Woche war Religionsunterricht. Die christlichen Kinder lernten den
Katechismus und wenn genügend Kinder da waren, kam der jüdische
Lehrer in die Schule, wenn nicht, gingen die Kinder eben zum Lehrer. So
war es auch in Offenburg: in der Realschule hatten wir zur selben Zeit wie
die christlichen Kinder Religionsunterricht. Ich ging damals zu Rabbiner
Zlocisti zum Unterricht in die Wohnung. Von ihm habe ich eigentlich gelernt
, was ein Mensch ist, was ein Jude ist. Er hat mich auch Hebräisch
gelehrt."
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