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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 464
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Uwe Schellinger

stituierung einer jüdischen Kultusgemeinde in Kippenheim entscheidend
vorangebracht. Zuvor lebten im Ort nur vereinzelte jüdische Händler, die
sich dort nach Ende des Dreißigjährigen Krieges nach und nach angesiedelt
hatten.6 Mit Elieser Weyl ließ sich wohl erstmals ein religiöser Funktionsträger
im Ort nieder. Weyl war ein Stiefbruder des berühmten Karlsruher
Oberlandesrabbiners Nathanael Weil (1687-1769). Er selbst fungierte
in Kippenheim - so lassen es uns Inschrift und Symbole auf seinem Grabstein
wissen - als Toraschreiber (hebr. sofer) und Beschneider (hebr.
mohel) und galt in der Gemeinde als „Reb" (TH), d. h. als besonders ehrbarer
, gelehrter und frommer Mann. Zudem wird er als Synagogenvorsteher
(ysi) bezeichnet.6 Auch Eliesers männliche Nachkommen standen im
Ruf besonderer Ehrbarkeit.8

Während des 18. Jahrhunderts konnte sich die jüdische Gemeinschaft
in Kippenheim aufgrund der strengen Niederlassungsrichtlinien der Terri-
toralherren nur langsam entwickeln und kam nicht über elf Haushalte hinaus
. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gehörte über die Hälfte der jüdischen
Familien Kippenheims zum Verbund der Weyls/Weils, die schon
damals ihren Status als mitgliederstärkste Familie der jüdischen Gemeinde
begründeten.9 Ihren Unterhalt verdienten die Weils wie fast alle Kip-
penheimer Juden im 18. und 19. Jahrhundert zumeist in verschiedenen
Handelssparten. In den Unterlagen des Höfer-Fundes tauchen als älteste
Familienmitglieder der Handelsmann Lippmann Weil (1777-1842) sowie
dessen aus Karlsruhe stammende Ehefrau Mina Weil, geb. Vorlouis (auch:
Fortlouis) (um 1785-1857), auf. Der baden-badische „Schutzjude"10
Lippmann Weil, ein Enkel von Elieser Weyl, tritt selbst allerdings nur
durch einen eigenhändigen Nachtrag zum Heiratsvertrag seiner Tochter
Eva von 1819 in Erscheinung. Der Handelsmann gehörte höchstwahrscheinlich
zur großen Schar reisender jüdischer Händler, die sich ihren
Lebensunterhalt unter größten Mühen verdienen mussten." Allerdings ist
unklar, mit welchen Waren er handelte. Zusätzlich war Lippmann Weil,
wie die Unterlagen des Höfer-Fundes vermuten lassen, wahrscheinlich im
Kredit- und Wechselgeschäft tätig, gewissermaßen als „Bank für die
Landbevölkerung".12 Seine Ehefrau Mina Weil war direkt in diese Geschäfte
eingebunden. Sie scheint nicht nur die Bücher geführt zu haben,
sondern sie hat auch nach dem Tod ihres Mannes in nicht geringem Umfang
eigenständig Finanzgeschäfte getätigt.

Ihre Tochter Eva Weil (um 1801-1858) heiratete im Jahr 1819 ihren
Cousin, den Kaufmann Arie Löb Weil (1789-1853). Dieser war als Enkel
von „Reb" Naftali Weil und Sohn des Nathanael Weil ebenfalls ein direkter
Nachfahre des Toraschreibers Elieser Weyl. Arie Löb Weil bekleidete - so
lässt es uns seine Grabsteininschrift wissen - nicht weniger als 35 Jahre
das Amt des Vorstehers der jüdischen Kultusgemeinde.13 Zur Heirat verschrieb
er seiner Frau im Ehevertrag „seine an der Hauptstraße gelegene


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