Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 523
(PDF, 115 MB)
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Jahrhundertsturm Lothar und seine Auswirkungen

523

Kuchen essen bei Kerzenlicht! Keiner dachte mehr an die Geschenke!
Jeder wollte gleich wieder heim!

Hubert, dem der Hof gehört, versuchte mit Traktor und Motorsäge ganz
allein den Weg zum Nachbarn freizumachen. Dabei muss er einmal nicht
richtig aufgepasst haben und schon war er vom Traktor gefallen und hatte
sich den Brustkorb geprellt.

Franz, der in Wolfach-Kirnbach den „Röcklehof' mit 80 ha Wald bewirtschaftet
, meinte, dass es bei ihm nicht viel gemacht hätte, aber später
stellte sich heraus, dass der Sturm auch bei ihm über 2 ha zerstört hatte.

Weil Onkel Hubert lange Zeit starke Schmerzen gehabt hat und nicht
viel arbeiten konnte, halfen ihm seine Geschwister mit Familien beim Aufarbeiten
des Sturmholzes. Allen voran mein Pate, der „Flacken-Sepp", der
als einziger von den sechs Geschwistern noch ledig ist und darum auch die
längste Zeit zu Hause gewohnt hatte. Er fühlte sich immer noch sehr mit
der Heimat verbunden und bearbeitete meinen Vater so lange, bis der einwilligte
, ihm zu helfen.

So kam es, dass wir fortan öfter am Samstag, unterstützt von Familie
Welle, auf der „Flacken" waren, um Sturmholz aufzuarbeiten. Mein Vater
nahm unseren Traktor und die Seilwinde mit, damit wir die abgesägten
Stämme auch aus dem Wald in die Wege transportieren konnten. Hubert
hatte zwar auch einen Traktor, aber keine Seilwinde. Mein Gedi und mein
Vater hatten Schnittschutz-Hosen, -Jacken, -Schuhe und Helm an, damit
ihnen nichts passieren sollte. Aber eines Tages schnellte ein unter Spannung
stehender Baumstamm beim Absägen nach oben und traf meinen Gedi
am Kopf. Er wurde mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht
, welches er aber nach kurzer Zeit wieder verlassen durfte. Wer
weiß, was geschehen wäre, wenn er keinen Helm getragen hätte.

Die Frauen und die Kinder mussten auch mithelfen, z. B. die „Kinnbengel
" (dünnere Äste) vom Reisig befreien und das Reisig verfeuern. Da
meine Mutter immer Beschwerden im Arm bekam, wenn sie längere Zeit
mit dem „Säßle" Bengel raushauen musste, kaufte sie sich eine kleine Motorsäge
. Das brachte natürlich viele Vorteile mit sich, denn oft war es so,
dass unter einem Haufen Reisig plötzlich so große Äste zum Vorschein kamen
, die man unmöglich mit dem „Säßle" bearbeiten konnte. Und da die
Männer meist schon mit dem Entasten der Stämme viel weiter im Wirrwarr
der umgestürzten Bäume vorgedrungen waren, war es praktisch, wenn die
Frauen selbst mit der kleinen Motorsäge umgehen konnten. Natürlich dauerte
es nicht lange, da beherrschten auch wir großen Jungs, mein Bruder,
mein Cousin Florian Welle und ich, den Umgang mit der leichten Motorsäge
, was zwar nicht immer ungefährlich war, aber doch wahnsinnig viel
Spaß machte. Um jeden Streitereien um die Motorsäge aus dem Weg zu
gehen, kaufte Ingeborg, die Frau meines Onkels Hubert, sich ebenfalls eine
eigene Säge.


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