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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 58
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Dieter Kauß

sehen Kriegen, vor allem in Spanien, in Einklang gebracht werden. Im 14.
Jahrhundert hören wir, dass die Oberharmersbacher eine Prozession nach
Zell gemacht haben. Der Bau der Wallfahrtskirche 1480 zu Ehren Marias
geschah auch deswegen, weil diese dort schon als wundertätig bekannt
war.40

In dieser Zeit des 14./15. Jahrhunderts ist aber auch die Entstehung
zweier Madonnen-Gnadenbilder41 zu setzen, die in Zell a. H. als wundertätig
verehrt wurden. Die Gnadenmadonna mit dem Jesusknaben auf einer
Gartenbank und einem Zepter wurde um 1350 geschaffen.

Sie erhielt im 18. Jahrhundert eine Krone und einen Strahlenkranz. Das
zweite Gandenbild, auf dem linken Seitenaltar verehrt, stellt eine Madonna
mit dem Jesuskind auf dem Arm dar. Dieses wurde 1720 barockisiert und
1911 unter Glas in der Außennische der Westfassade präsentiert.

Mit der Betreuung der Wallfahrt durch die Kapuziner in Haslach42 ab
1630 wurde die Zeller Wallfahrt zu einer bedeutenden regionalen Wallfahrtsstätte
.

1689 und 1703 gelobten die Gemeinden von Zell, Nordrach, Biberach
und das Harmersbachtal eine Dankwallfahrt zu „Maria zu den Ketten",
weil sie die Kriegsereignisse des ganzen 17. Jahrhunderts relativ unbeschadet
überstanden hatten. Aus der Zeit von 1693 und 1698 sind erste Mirakelbücher
bezeugt.

1697 wird die Zeller Wallfahrt als „berühmt" bezeichnet mit großen
Volksmengen aus nah und fern.43 So erschien auch 1698 ein erstes Wallfahrtsbuch
. Votivtafeln und -Gaben, darunter eine silberne Votivtafel der
Baden-badischen Markgräfin Maria Anna von Schwarzenberg,44 sind von
1693-1700 bekannt.

Ein zweites Wallfahrtsbuch erschien 1748/1749 mit der Entstehungslegende
, mit Wundern und Heilungen und Inschriften auf den Votivtafeln.45
Diese Informationen reichen bis 1736. Doch auch die Zeller Wallfahrt war
durch die neue Geisteswelt um 1800 bedroht.

Der für Zell zuständige Landvogt von Mahlberg konnte die Wallfahrt
und ihr Bestehen in Zell durchsetzen. Er hatte damit argumentiert, dass
häufig Fremde sich als Wallfahrer in Zell aufhalten und damit auch zur
besseren Nahrung der Stadtbevölkerung beitragen.46

Nachdem in Baden die Männerorden aufgehoben wurden, übernahmen
erst 1923 in Zell Kapuziner aus Straßburg-Königshofen die Wallfahrt.

Im Jahre 1932 wurde die Pilgerzahl mit 100.000 angeben.47 Dies mag
zwar etwas überzogen sein, aber die Zeller Wahlfahrt blieb bis heute eine
stark blühende und große Wahlfahrt überregionaler Art.

Die Pilger kommen heute aus dem Gebiet des Erzbistums Freiburg, des
Bistums Rottenburg-Stuttgart, aus dem Saargebiet, dem Elsass und der
Schweiz. Im Jahre 1980 konnte das 400-jährige Bestehen der Wahlfahrt
gefeiert werden.


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