http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0065
Wallfahrten im Ortenaukreis
65
der oder Mesmer auf St. Jakob wohnhaft. Der letzte dort lebende Mesmer
starb 1908.60
Der vorhandenen Ablässe wurden 1879 erneuert. Sei trugen auch dazu
bei, dass die Wallfahrt in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts am Jakobustag
und dem Sonntag danach etwa 800 bis 1000 Pilger zählen konnte.61
c) Heute sind der Jakobustag am 25. Juli und eine Prozession am 1. Mai
von der Pfarrkirche Wolf ach aus die beiden Hauptfeste: Am Jakobustag
sind Beichte, Festamt mit Predigt, sowie Eintragungen ins Bruderschaftsbuch
Bestandteile des Wallfahrtsgeschehens.
3. Zwei Fragen an diese Jakobswallfahrten nach Erkenntnissen
zur Santiago-Wallfahrt und zu den Jakobswegen
a) Sind die beiden Wallfahrten von Gengenbach und Wolfach Primär- oder
Sekundärwallfahrten zum hl. Jakobus? Meines Erachtens sind es Primärwallfahrten
, die von den jeweiligen Landesherren - dem Abt von
Gengenbach und den Fürstenbergern - errichtet und gefördert wurden.
b) Sind diese Wallfahrten Bestandteile eines historischen und begründeten
Jakobswegs im Wolf- und Kinzigtal? Mein Antwortversuch ist folgender
: Es gibt zwar im 17. Jahrhundert mehrere historisch bezeugte Wallfahrer
nach Santiago de Compostela aus dem Kinzigtal und aus der
Reichsstadt Zell a. H.62 Ein überlieferter Jakobusweg mit festen Routen
und Stationen konnte nicht nach gewissen werden.63
Schluss: Die Theologie des Wanderns und Wallfahrt heute
Die Jakobus-Wallfahrten im Ortenaukreis und die beiden Fragen danach
führten zur unmittelbaren Diskussion um Jakobusweg und Wallfahren allgemein
. Auslöser weiterer Fragen um den Jakobusweg und die Wallfahrt
nach Compostela war der Beitritt Spaniens in die Europäische Gemeinschaft
im Jahre 1986. Dieser stellte die Verehrung und den Weg zu Santiago
de Compostela in ein europäisches Licht.
1987 wurde die Deutsche Jakobs-Gesellschaft gegründet, die in der Folgezeit
besonders wissenschaftliche Forschungen um Kult und Weg nach
Santiago erwirkte. Der Europarat erließ 1987 eine Deklaration, die beinhaltete
, dass die Wiederauflebung der Pilgerfahrt nach Compostela ein
zugkräftiges Symbol für die kulturelle Identität und die europäische Integration
sei.64
Zuvor im Jahre 1983 hatte der Münsterschwarzacher Benediktiner Anselm
Grün seine Theologie des Wanderns65 entwickelt: Das religiöse Wandern
, die Wallfahrt also, ist ein Akt der Befreiung.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0065