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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 90
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Heinz G. Huber

NSDAP zu verhaften.15 Mit der Absetzung der Preußenregierung war in
Wirklichkeit eine Säule der Weimarer Demokratie beseitigt worden und
ein Präzedenzfall für die unter den Nationalsozialisten stattfindende
Gleichschaltung der Länder geschaffen worden.

Katastrophale Folgen hatten jedoch die Aktivitäten Papens im Dezember
1932 und Januar 1933, die ihm den traurigen Ruf des „Königsmachers der
Regierung Hitler" und dessen „Steigbügelhalters" einbrachten.16 Nach einer
Rede im „Herrenclub" am 16. Dezember 1932 forderte der Kölner Bankier
Kurt Freiherr von Schröder Papen auf, die Nationalsozialisten in eine Regierung
einzubeziehen.17 Papen begann gegen seinen Nachfolger Kurt von
Schleicher zu intrigieren, dessen Ziele ihm und auch den Wirtschaftsvertretern
suspekt waren. Er versuchte am 4. Januar 1933 beim Frühstück im
Haus Schröders in Köln Hitler zu einer Regierungsteilnahme zu bewegen.
Es gelang Papen und seinen Mitstreitern, Hindenburgs Vorbehalte gegen
Hitler zu beseitigen und eine Rechtsregierung unter dessen Kanzlerschaft zu
installieren: Die Hoffnung, in einem „Kabinett der Nationalen Konzentration
" Hitler „zähmen" oder „rahmen" zu können, erfüllte sich nicht. Papen
machte sich mitschuldig an der Etablierung des Terrorsystems, indem er,
wie ein juristischer Gutacher später feststellte, die Reichstagsbrandverordnungen
vom 28. Februar mittrug und die Einrichtung von Konzentrationslagern
unwidersprochen hinnahm.18 Die Bedeutung Franz von Papens bei der
Unterzeichnung des Reichskonkordats mit dem Vatikan wird heute eher kritisch
gesehen, weil durch diesen Vertrag Hitler einerseits internationale Anerkennung
erfuhr und der katholischen Opposition im Reich die Spitze genommen
wurde, andererseits aber zentrale Abmachungen später von den
NS-Machthabern nicht eingehalten wurden.

Als Gesandter in Österreich warb Papen nach seiner Demission als Vizekanzler
im Sinne des Nationalsozialismus für den Anschluss: Als Repräsentant
eines ständestaatlichen, autoritären und christlich-konservativen
Denkens ließ er sich von den Nationalsozialisten als Galionsfigur gegenüber
dem österreichischen Klerikalfaschismus benutzen.19 Als einer der
Hauptangeklagten bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurde
Papen freigesprochen, wurde jedoch in einem Entnazifizierungsprozess zu
acht Jahren Arbeitslager verurteilt. In seinen 1952 erschienenen Memoiren,
denen er bezeichnenderweise den Titel Der Wahrheit eine Gasse gab,
spielte er seinen persönlichen Anteil an den der deutschen Katastrophe
herunter und verschleierte die wirklichen Motive seines politischen Handelns
. Wie selbstgerecht Papen auf die Kritik an seinem Auftritt bei der
Nußbacher Wendelinuswallfahrt reagierte, wird aus einem Brief am
2. März 1955 an den Volksbüro-Sekretär Carl Benz deutlich:

Die St. Wendelinus Wallfahrt hat mich tief beeindruckt. Wenn meine Teilnahme
an ihr auch hie und da einen kritischen Ton gefunden hat (bei Leu-


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