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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 102
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Martin Ruch

Der Sabbat

Der Sabbat („Schabbes") als der wichtigste Tag im jüdischen Leben
„schmeckt wie die kommende Welt", so eine alte Legende.5 Seit Jahrtausenden
wurde er als der zentrale Tag der Ruhe begangen, denn in der
Bibel steht: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage
sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der
Sabbat des Herrn, deines Gottes" (2. Buch Mose 20, 8-10). Der Sabbat
beginnt wie alle Tage im jüdischen Kalender mit der hereinbrechenden
Freitagnacht und dauert 24 Stunden. Jede Form der Arbeit ist in dieser
Zeit verboten.

Wie der Sabbat in Schmieheim um 1916 gefeiert wurde schilderte aus
persönlichem Erleben der Offenburger Siegfried Schnurmann im Rückblick
auf die Kindertage: „Ich bin da gestanden am ,Löwen', da kamen die
Postkutschen mit Pferdegespann, und da sind dann die Juden ausgestiegen,
die jüdischen Männer, verschmutzt und abgehärmt, und alle kamen vom
Randgebiet. Und manche sind zu Fuß gegangen. Und wie's dann zwei
Stunden später war, bin ich zur Synagoge gegangen, die Synagoge war hell
erleuchtet, und aus allen Häusern kamen die Juden, und alle im schwarzen
Anzug mit Zylinder: Sie sind andere Menschen geworden. Man hat ihnen
angemerkt: Jetzt sind sie frei. Auch frei von sozialer Notlage, frei von
Unterdrückung, sie fühlten: ,Des isch ihr Schabbat.' Da hat man ihr ,Ich'
gefühlt. (...) Und wenn ich zurückgekommen bin nach Offenburg und hab
das verglichen mit unserem Schabbat: Ganz, ganz, ganz anders. Es war
nicht diese Würde und diese Feierlichkeit, und auch nicht diese kontrastische
Umstellung. So wie in Offenburg, in der Stadt, der Jude in die Synagoge
ging, so war er auch am Werktag. "6

An anderer Stelle erinnerte sich Siegfried Schnurmann deutlicher an
den Offenburger Sabbat. „Natürlich haben wir zu Hause den Sabbat gefeiert
! Vater hat dazu die Segenssprüche über Wein und Brot gesprochen,
den Kiddusch, worin Gott gelobt wird, daß er die Frucht des Weinstocks
geschaffen und Brot aus der Erde hervorbringt. Dann das Tischgebet, das
Dankgebet. Ich habe dazu immer eine Flasche Wein geholt im Gasthof
,Sonne\"7

Auch Arnold Lederer berichtete über den Offenburger Sabbat: „Es waren
zwar mehr wie zehn, aber es waren nicht viele Juden in der Synagoge.
Mein Vater beispielsweise ging mehr oder weniger regelmäßig jeden Samstag
zur Synagoge. Die jüdischen Geschäfte waren fast alle geöffnet am
Samstag und die jüdische Jugend, die bis Volksschule, 13-14 Jahre, ging
mehr oder weniger in die Synagoge. Die gingen am Freitag abend aus Respekt
vor dem Lehrer, - ich hatte Ihnen gesagt, er war auch Vorbeter - aus
Angst ging man zum Teil zur Synagoge. Dagegen an den hohen Festtagen,
an Feiertagen, gingen die Juden zur Synagoge, die war dann überfüllt,


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