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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 111
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„Trenderle" und „Holegrasch": Spuren jüdischen Brauchtums in der Ortenau

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ner Kinderzeit in der Schlossergasse: „Am Anfang, in der Mitte und am
Ende der Schlossergasse wohnte eine jüdische Familie, die jedes Jahr im
Herbst zum Laubhüttenfest ihre Lauben vor den Häuschen aufpflanzten
und so viele Schaulustige heranzogen. "39

Jüdisches Brauchtum hatte natürlich auch in der Lange Straße gelebt,
wo sich die Synagoge befand, und Adolf Geck berichtete darüber 1926
als ein intimer Kenner der Traditionen seiner jüdischen Nachbarn und
Freunde:

„Das Laubhüttenfest schloß die Feiertagsreihe der israelitischen Gemeinde
. Der alte, schöne Gebrauch, in den Höfen Dankeshütten zu errichten, ist
beinahe ganz entschwunden. Hier hält unser Bürger Friedrich Mayer, der
Synagogenhausmeister, daran fest und errichtete auch diesmal wieder die
idyllische Hütte vor dem Aufstieg in den Tempel. Beim Strahlen der elektrischen
Lichter, welche die dargebrachten Opfergaben aller Herbstfeldfrüchte
beleuchteten, bietet die Klause ein magisches Bild. Als vor etwa 60 Jahren
im Hofe eines gegenüberliegenden Häuschens die erste hiesige Laubhütte
errichtet wurde, war sie noch mit Talglichtlein illuminiert. "40

Rust: „Am Suckes saß man in der Laubhütte, die mit weißen Tüchern zeltartig
umspannt und von deren Laub auch allerlei Obst und Zierat herunterhing
, traulich beisammen. An solchen Tagen gehörte man nur sich
und seiner Familie an und ließ sich, auch bei drohendem Verlust, durch
kein Geschäft stören. "41

Nonnenweier: „Zw Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in Nonnenweier
noch von mehreren Familien Laubhütten gebaut, mit Sicherheit bis zum
Ende des 1. Weltkrieges. Die Laubhütten wurden mit Früchten und farbigen
Bändern ausgeschmückt. Wenn es nicht regnete, hat man alle Mahlzeiten
in der „Sukkeu eingenommen. "42

Altdorf: „Im Spätjahr herrschte in so manchem jüdischen Hof oder
Hausgarten bei den Juden reges Treiben. Bretter wurden zu Wänden zusammengebastelt
. Eine Sukka, eine Laubhütte, wurde erichtet. Das Dach
bestand aus Reisig und Laub. Es durfte aber nicht zu dicht und deckend
sein. Man sollte die Sterne noch sehen können. Zum Andenken an die zeltartigen
Hütten, in denen die Kinder Israels auf der Wüstenwanderung
hausten, baute man diese leichten Bretterhütten auf. Sogar ein Tisch stand
in der Laubhütte. Während des ganzen Festes, das mehrere Tage dauerte,
wurden dort die Mahlzeiten eingenommen. (...) Der „Feststrauß" gehörte
zum Zeichen dieser Feiertage. Aus vier Pflanzengattungen sollte er bestehen
, dazu gehört der Etrog, der Palmwedel, die Myrte und die Bachweide.
„Im Herbst wurden unsere Gärten und Feldraine nach den schönsten Weidenzweigen
abgesucht. Mein Bruder Otto streifte mit seinem jüdischen
Freund Herbert Wertheimer durch die Felder, um Weidenzweige mit rötlichem
Stengel zu suchen. Herbert achtete sorgsam darauf, daß die letzten


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