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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 136
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Uwe Schellinger

eine Umfrage zu den dortigen jüdischen Gebräuchen durchführte18, konnte
zwar einige Einblicke in den Ablauf des Beerdigungsrituals gewinnen, hat
jedoch ebenso wenig die zuständigen religiösen Funktionsträger auf lokaler
Ebene benannt wie Ulrich Baumann in seiner drei Jahrzehnte später
publizierten Arbeit über die südbadischen Landjuden.19 Bislang ist nur aus
Friesenheim mit Hugo Greilsheimer (1889-1935) zumindest der Name eines
der späten Vorsitzenden der dortigen Chewra Kadischa bekannt.20 Diese
Forschungslücke ist auch dadurch bedingt, dass von den einzelnen Beerdigungsbruderschaften
der Ortenau bis auf wenige Ausnahmen kaum objekthafte
Relikte die Zeit überdauert haben. Von besonderer Bedeutung ist
in diesem Zusammenhang der Fund des Sockels einer Wohltätigkeitskasse
(Kupat Zedaka) aus der ehemaligen jüdischen Gemeinde von Rust. Das
Stück war 1999 erstmals in einer Ausstellung in der Gedenkstätte Ehemalige
Synagoge Kippenheim zu sehen gewesen.21 Die achteinhalb Kilo
schwere, mit Messing überzogene Platte in Form eines gleichschenkligen
Dreiecks trägt drei Inschriften: „Chewra Kadischa", „Nedawa" (für „Almosen
") sowie die Jahreszahl 1856/57. Im Jahr 1857 wurde die Synagoge
in Rust eingeweiht, so dass zu vermuten ist, dass das Objekt der Überrest
einer Spendenkasse der Beerdigungsbruderschaft ist, die einst für die neue
Synagoge gestiftet wurde.22 In Kippenheim existierte zumindest noch bis
ins Jahr 1983 die für die Synagoge gestiftete Kasse für die wohltätigen Gaben
. Der aus Sandstein gefertigte, achteckige Opferstock war laut einer Inschrift
ein Geschenk von Nathan Weyl (Weill) und seiner Gattin Esther zur
Synagogeneinweihung im Jahr 1852. Eine weitere Inschrift zitierte den
Bibelvers „Eine Gabe im Geheimen stillt den Zorn" (Sprüche 21,14). Dieses
Stück, das zeitweise im Außenbereich der Synagoge als Blumentrog
verwendet wurde, muss mittlerweile als verloren gelten.23

Die Familie Weill als Träger der Kippenheimer Chewra Kadischa

Für die jüdische Landgemeinde Kippenheim liegen Informationen vor, die
Fragen nach der Sozialstruktur der Chewra Kadischa aufwerfen. Denn offenbar
lag in Kippenheim die Leitung der Beerdigungsbruderschaft im 19.
und 20. Jahrhundert durchgängig in den Händen einer bestimmten Familie,
nämlich eines Zweigs der alteingesessenen Familie Weyl bzw. Weill. Inwieweit
diese Verbindung von Religionsgeschichte und Familiengeschichte
eine Kippenheimer Besonderheit darstellte oder eine auch andernorts
gängige Konstellation war, ist vorerst ungeklärt.

Die jüdische Gemeinde Kippenheim hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten
des 17. Jahrhunderts gegründet.24 Für 1684 sind drei Juden erwähnt
, die wahrscheinlich noch keine Gemeindestrukturen aufbauen konnten
. Dazu kam es vermutlich erst nach dem Zuzug von Mitgliedern der Familie
Weyl aus Stühlingen, der wenige Jahre später erfolgte. 1714 taucht in


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