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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 140
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Uwe Schellinger

mer)39, Stef Wertheimer40 und Kurt S. Maier.41 Nicht zuletzt durch diese
familiengeschichtlichen Studien kann die jüdische Gemeinde Kippenheim
als die inzwischen wohl am intensivsten erforschte jüdische Landgemeinde
in der Ortenau gelten. Die Familie der Chewra Kadischa und ihr Unternehmen
wurde dabei allerdings noch nicht näher betrachtet. Möglicherweise
war schon der Kaufmann Nathan Weyl (Weill) im Leder- oder Textilhandel
tätig. Er ist als einer der wohlhabendsten Juden in Kippenheim in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts bekannt. Seine drei Söhne Heinrich Weill,
Leopold Weill und David Weill (1839-1888) haben 1857 in Zeiten wirtschaftlichen
Aufschwungs die Firma unter dem Namen „Nathan Weill
Söhne" gegründet. Die Geschichte dieser Firma, deren Aktivitäten auch im
Gemeindearchiv Kippenheim ihren Niederschlag gefunden haben42, weist
eindeutige Parallelen zur Kippenheimer „Eisenwarenhandlung Löb Weill"
auf, die wahrscheinlich ebenfalls in den 1850er-Jahren begründet wurde
und von drei Cousins der Lederhändler unterhalten wurde 43 Die Großfamilie
Weill stellte demnach in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen
bedeutenden Wirtschaftsfaktor für den Ort Kippenheim dar. Der Sitz
von Fabrik und Handelshaus „Nathan Weill Söhne" befand sich in der
Dorfmitte. Bei genauer Betrachtung sind die früheren Firmengebäude noch
heute im Ortsbild erkennbar.44 Die Tradition des Lederhandels setzte sich
schließlich bis zu Fritz Weill, dem letzten Leiter der Chewra Kadischa,
fort.

Die Bücher der Kippenheimer Chewra Kadischa

Aus der Hinterlassenschaft von Ciaire Weill, der Witwe des letzten Vorsitzenden
der Kippenheimer Chewra Kadischa, sind fünfzehn Bücher erhalten
geblieben.45 Neben verschiedenen Gebetbüchern für den Alltag, den
Sabbat und für die Feiertage (Siddurim und Machsorim) finden sich auch
drei liturgische Bücher, die vermutlich speziell für den Dienst in der
Chewra Kadischa gedacht waren. Zwei dieser Bücher sind mit dem Besitzvermerk
„Leopold Weill" versehen, sodass zu vermuten ist, dass dieser
die Gebetbücher für die Zwecke der Beerdigungsbruderschaft angeschafft
hat.

1) Israelitisches Andachtsbuch (Sefer Hachaijm) bei Krankheitsfällen, in
einem Sterbehause und beim Besuch der Gräber von Verwandten, hrsg.
von S. E. Blogg, Hannover: Weichelt 1875. Papier, Druck, 21,5 cm x 14 cm

In dieses Buch hat Leopold Weill seinen handschriftlichen Besitzvermerk
eingetragen.

Zudem sind auf den ersten beiden Vorblättern die Namen von verstorbenen
Verwandten und Bekannten mit deren Todestag zu Festlegung der je-


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