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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 147
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Die Tradition des Scheibenschlagens

in der Friesenheimer Ortschaft Heiligenzell

Ekkehard Klent

Kaum sind die Weihnachtstage vorbei und die Sternsinger durch die Ortschaften
gezogen, erwacht die Fastnacht in der Gemeinde. Das Treiben der
Narren ist nicht mehr aufzuhalten. Das Häs, die Masken und die Hemd-
glunkerutensilien werden aus der Kleiderkiste hervorgeholt.

In allen fünf Ortschaften der Gemeinde gibt es Narrenzünfte. In Friesenheim
treiben die Rebhexen der Fasentzunft ihr Unwesen. Die Lohbachhexen
der Narrenzunft Stänglihocker, die Krutthexen der Narrenzunft
Schuttern und die Feuerhexen in Heiligenzell machen sich bereit, um den
Winter auszutreiben. Mit von der Partie sind auch die Krabben (Krähen)
der Narrenzunft Krabbenschenkel aus Oberweier.

In Friesenheim wird am schmutzigen Donnerstag der Narrenbaum vor
dem Rathaus aufgestellt, die Fastnachtshexe aus Stroh ziert den Narrenbaum
. Am Fastnachtsdienstag, wenn die Fastnacht endet und beerdigt
wird, wird die Strohhexe auf dem Rathausplatz verbrannt. Schaurig geht es
zu, wenn die Rebhexen am Brauchtumsabend ihren Hexentanz aufführen.
Im Hexenkessel brodelt das bengalische Feuer, der Winter, eine Fastnachtsfigur
mit schauriger Maske, hat keine Chance, er muss weichen und
wird vertrieben.

Dieser Fastnachtsbrauch ist auf die Ängste vor den Naturgewalten wie
Sturm, Kälte, Schnee und Eis zurückzuführen. Erst wenn die Winterdunkelheit
dem Frühlingslicht weichen musste, wurden die Menschen wieder
mutig und frech-fröhlich und schufen sich Masken und Figuren, um dem
Winter und den Ängsten der Naturgewalten zu spotten. Frühlingsfeste, die
nahezu alle Völker Europas kennen, sind auch bei uns in Deutschland in
vielerlei Art geläufig. Das Wiedererwachen der Natur nach langer Winterzeit
muss einfach gefeiert werden.1

Zu den ältesten Bräuchen im Geroldsecker Land gehört das „Scheibenschlagen
" am Sonntag nach Fastnacht. Dieser Brauch dürfte aus Tirol oder
Vorarlberg stammen. Dort ist schon seit langer Zeit der Funkensonntag bekannt
. Feuer werden auf den Bergen angezündet. Hohe Holztürme aus
Holzscheiten werden als Funken entzündet. Feuerräder werden durch das
Schwingen von brennenden Reisigbündeln erzeugt.2

Der erste Fastensonntag ist der Zeitpunkt, an dem der Winter mit dem
Feuer gebannt und der Frühling und die Fruchtbarkeit der Äcker geweckt
werden soll. Das Feuer soll, nachdem die Fastnacht die Wintergeister ausgetrieben
hat, das Licht anlocken und der Sonne zeigen, wie hoch sie am


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