http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0274
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Manfred Merker
Abb. 1: Der südliche Kreuzgang, Blick nach Osten
ist zwar künstlerisch gesehen älter, bezieht sich aber auf einen wesentlich
jüngeren Zeitgenossen.
Der Grabstein, der, wie üblich, in der Nähe des Bestatteten, nicht aber
direkt über seinem Grab steht, fordert am Anfang seiner 25 Zeilen langen
Inschrift den Vorbeigehenden zum Verweilen auf: STA VIATOR, wörtlich:
„Bleib steh'n, Wanderer!" Dann erfolgt in den ersten zehn Zeilen ein zunächst
nicht als solches erkennbares, erstaunliches Stück barocklateinischer
Poesie, die in gereimter Form mit dem Namen und Leben des Toten
spielt. Im zweiten unteren und längeren Teil werden die offiziellen Lebensdaten
und Funktionen des Verstorbenen aufgezählt, abschließend fordert
der Bestattete den Passanten zum Weitergehen auf mit der Mahnung, „an
seinem Beispiel zu lernen, wie man leben und sterben soll":
ABI VIATOR ET DISCE ILLIUS EXEMPLO VIVERE ET DISCE MORI
Das Epitaph ist aus dem Sandstein der Gegend angefertigt, wie er auch
noch an den Fundamenten des Klosters zu finden ist, die den Brand von
1689 überstanden haben, z. B. wenig weiter östlich am Sockel der Marienkapelle
.
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