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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 283
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Im Namen der Hyazinthe

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antiken peloponnesischen Königsspross, sondern nach dem Heiligen Hya-
cinthus, dem Schutzpatron von Polen (1180-1257, Fest am 17.08.) erhalten
, der nach dem Studium in Krakau, Prag und Rom den slawischen Osten
durch Klostergründungen missioniert hatte und 1594 heilig gesprochen
worden war.9 Wie allerdings dieser in der hochmittelalterlichen Zeit der
Stauferkaiser durch die Wiederaufnahme einer mythologischen Gestalt der
griechischen Antike zu seinem Namen kam, kann nicht Gegenstand dieser
Untersuchung sein.

Hyacinthus Pfister hatte für seine Hyakinthuslektüre mehrere gedruckte
Ovidausgaben in der Franziskanerbibliothek in Offenburg zur Verfügung,
von denen wie durch ein Wunder drei Prachtausgaben den Stadtbrand von
1689 und die Zerstörungen vieler Kriege und Notzeiten danach überdauert
haben: Einmal eine großformatige von 1508 mit Ovids Metamorphosen,
Heroides, liber sapphus und Ibis mit Randkommentar und Besitzangabe
„F.F. Min. Convent Offonisburgi" und später „Großherzogliches Gymnasium
" (unter „Rara F 489" in der Offenburger Humanistenbibliothek). Ferner
eine mittelformatige von 1568 (Basel), die nur die 15 Metamorphosenbücher
enthielt - ebenso wie die kleinste (ca. 13,5 x 8 x 2,8 cm!), die m. E.
bibliophil und wissenschaftlich gesehen wertvollste wegen der Abbildungen
, der Druckqualität und des gediegenen Randkommentars und Registers
: eine preziöse Meisterminiatur aus dem Jahre 1671, die für die beiden
erkennbaren Benutzer also grade frisch (in Amsterdam!) gedruckt vorlag.
Ein kleiner Zettel im vorderen Einbanddeckel nennt als Besitzer (und Stifter
?) den Minoritenbruder Frater Leopold Schmautzius mit Jahreszahl
1704. Im Hyakinthusmythos des 10. Buches der Metamorphosen finden
sich hier einige, ganz fein mit spitzer Feder geschriebene, fast unleserliche
Eintragungen über dem Text in einer anderen Schrift, die auf eine Benutzung
durch einen zweiten Frater schließen lassen. War es Hyacinthus Pfister
beim Studium seines namensgebenden Verwandlungsmythos?

Der hier besprochene erste Teil der Inschrift erschließt sich uns eigentlich
erst, wenn man ihn auch als Gedicht geschrieben sieht. Das simple
Reimschema a a, b b, c c etc. der untereinander geschriebenen Verse als
Reimgedicht wie üblich auch als solches zu schreiben, verbot sich jedoch
aus zwei Gründen. Erstens wäre dann der Inschriftstein unförmig um
48 cm auf über zwei Meter vom Boden zu vergrößern gewesen. Zweitens
kann man dem Dichter des Reimepigramms nicht völlig absprechen, dass
er an einigen Stellen eine klassische Metrisierung der Zeilen versucht hat:
Zeile 3, 5, 7 und 9 sind schön rhythmisierte Pentameter nach allen Stilregeln
klassisch lateinischer Elegiendichtung nach dem Schema:

• • I • • I 11 • • I • • I •

Die vorletzte zeile der Inschrift ist ein halber, die letzte ein kompletter Pentameter
.


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