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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 284
(PDF, 97 MB)
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284

Manfred Merker

Dieser Rhythmus kommt nur bei den zusammengelassenen Zeilen zur
Wirkung, nicht aber wenn sie untereinander stehen. In allen übrigen Verszeilen
geht es dem Autor eher um das Gelingen eines (nicht immer) passablen
Reimes, als um die Suche nach passenden, Rhythmus bildenden Längen
und Kürzen für die Silben eines bestimmten Metrums.

Als Stilmittel beherrscht der Autor die volle Bandbreite Ovidischer Verskunst
: Alliteration „sola-solo" (Z 3) und „fragrantis-floris" (Z 10), pinxerat
... pietas ... picta (Z 6); dichterischer Vergleich „ad instar roris" (Z 7);
direkte Anrede „sie, Hyacinthe, tuum" (Z 9); Ironie, bzw. Oxymoron „caetera
" (Z 3) als der (entscheidende!) Rest, nämlich die Seele; Anapher „dis-
ce-disce!" (Z 25/23); Enjambement „vigorem-gratia (von Z 6 zu Z 7), „ei-
auxit" (von Z 7 zu Z 8), „odorem-circumquaque" (von Z 8 zu Z 9); Enalla-
ge „gratia summa dei" statt Normalbezug des Attributs „gratia summi Dei"
(Z 7). Die Hiatvermeidung wurde durchgängig beachtet, Elision gibt es
von e- und -u in „atque ut" (Z 5). Das übliche klassische „implevisti" verkürzt
er ohne Metrumszwang zu „implesti" mit Dehnung des e. Das Reimspiel
mit nomen und omen vom Anfang wird am Ende wiederholt, offensichtlich
, weil er selbst als frommer Christ seinen antiken Namen als Lebens
bestimmende Schicksalsfügung sieht: Ihm war sein Nomen ein
Omen, es war sein Omen im Nomen!

Zur äußeren Form des Epitaphs dürfen wir feststellen, dass es sich um
eine hervorragende Steinmetzarbeit handelt, deren fein ziselierten Buchstaben
geradezu erhaben aus dem Stein herauszuspringen scheinen. Als Besonderheiten
fallen auf: Das große G ist wie eine 9 gemeißelt, A und E
(CAETERA), ebenso O und E (hier eher ein C!) verschmelzen zu einem
Buchstaben: Das Y zeigt eine Unterlänge, ebenso das Q und viermal das
sonst normal gemeißelte R Das D ist ein großgeschriebenes kleines d, an
zwei Stellen auch das T in PICtA und RELICtA. Das große I hat einen i-
Punkt, das X ist nicht gradlinig, sondern gerundet. Besonders schön erscheint
die Form des A. Punkte und Kommata scheinen willkürlich gesetzt
oder nicht. Um die Zeilen gleichmäßig lang zu gestalten, hat der Steinmetz
öfters gemogelt, um alles unterzubringen. Ganz zum Schluss ging ihm ausgerechnet
beim „MORI" doch etwas die Puste aus. An zwei Stellen scheinen
Verschreibungen vorzuliegen (siehe unten zu Zeile 18 und 20!). Im
ersten Teil der Grabinschrift füllen die Verse die ganze Linie aus. Der
zweite Teil ist je nach Länge der Zeile unterschiedlich zentriert, wobei nur
drei Zeilen die ganze Distanz nutzen. Sie ist mit 70,5 cm 12,5 cm länger
als der erste Teil. Ansonsten ist es eine Freude, diese schöne Inschrift immer
wieder neu zu lesen und zu erforschen.


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