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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 298
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Manfred Merker

tas" wäre dann die zärtliche Hinwendung des Gottes zu seinem sterbenden Freund Hy-
akinthus, aus dessen Blut er eine Frühlingspflanze mit den Zeichen seiner von Liebe
erfüllten Klage im Buchstaben des Blütenstempels geschaffen/gemalt hat. (Siehe die
Anmerkung 8 und die Abbildung 10!). Im maßgeblichen lateinisch-deutschen Handwörterbuch
von K.E. Georges (Bd. 2, 1962, S. 1702/3) finden sich als Übersetzungen
für pietas: zärtliche Liebe, Anhänglichkeit, Mitleid und liebevolle Frömmigkeit.

7 Paglia, Camille: Die Masken der Sexualität. München 1995, besonders die Kapitel 3,
Apollon und Dionysos, 130ff. und Kapitel 20, Der Schöne Knabe als Zerstörer, 624ff.
Der Name Hyakinthos ist m. E. minoisch-kretisehen Ursprungs, wie Labyrinthos (Irrgarten
) und Asaminthos (Badwanne). Das verweist auf eine vorgriechische Vegetationsgottheit
in der einst minoischen Peloponnes.

8 Hyazinthen gehören zur Zwiebel bildenden Gattung der Liliengewächse, Untergruppe
Hyacinthaceae und wachsen wild im Iran auf den Bergwiesen von Golpayegan und
Quamsar südlich von Teheran. In ihrem Stempel sind die Seufzer Apollons „AI, AI"
und das Y von Hyakinthos (altgr. YAKIN0OX, - ein H gab es im Griechischen nicht!)
abgebildet. Gemeint ist jedoch nicht unsere Hyazinthe, sondern der dunkelblaue Gartenrittersporn
. Siehe Abb. 10 aus der Antologia Magna (1626) und ebenso im zitierten
Merian-Katalog die Abbildung Nr. 19: „Gartenhyazinthe" 52). Sie steht in Zusammenhang
mit der Wiedergeburt der Natur im Frühjahr: Im antiken Sparta wurde ein dreitägiges
„Hyakinthia"-Fest gefeiert, in Persien gehört beim seit Jahrtausenden begangenen
13-tägigen Neujahrsfest No-Ruz noch heute eine Hyazinthe (pers. „sombol") zu
den sieben obligaten Tischsymbolen. (Hinweis von Frau Dr. des. Jasmin Fariwar-Moh-
seni, Isfahan/Wiesbaden). Auch in den lloralen Darstellungen der großen Moscheen
von Schiraz und Isfahan taucht sie immer wieder auf.

9 YAKIN0OX -Hyacinthus-Giacinto-Jacint-Jacchon. Die bedeutendste Quelle für sein
Leben ist die Vita des Stanislaus von Krakau (1352). Dazu: D. Flavigny, Son Giacinto
e i sui tempi, Rom 1957. In den Konventslisten taucht der Name übrigens erneut auf
für Hyacinthus Neff in Maihingen (!), der dort 1755 seine Dissertation verfasste. Selbst
ein ungewöhnlicher Name wie Tiberius war als Mönchsname verbreitet.

10 Batzer, Ernst: Die Bruderschaft des hl. Eligius. Vier Urkunden zur Geschichte der Mi-
noriten und des Handwerks in Offenburg in: D'r Alt Offenburger Nr. 346 (1905), 347
und 348 (1906) und als Einzeldruck 1906 bei Adolf Geck. Sta OG 42 DKK Batz.

11 Derkits, Hans: Die Vita der Gertrud von Ortenberg. Historische Aspekte eines Gnadenlebens
in: Die Ortenau 71 1991, 77-125.

12 Batzer, Ernst: St. Sebastian Bruderschaft der Schützen. Beilage Nr. 350 des D'r Alt Offenburger
vom 28. Januar 1905.

13 Findbuch Urkunden des Archivs der Stadt Offenburg, 1.

14 Eubel, Konrad: Geschichte der oberdeutschen (Straßburger) Minoriten-Provinz. 1886
Angaben zu Hyacinthus Pfister 174; 312 vollständiger lateinischer Abdruck des im
Text erwähnten Magistratsbeschlusse von Überlingen, und 366 mit Anm. 768.

15 Eubel a.a.O., 304 nach einer zeitgenössischen Aufzeichnung, die als die vom Provinzkapitel
in Würzburg 1618 gemäß dem Dekret des Papstes Paul V. für Offenburg bestimmte
Richtzahl („numerus praescriptionis") acht Fratres festsetzt.

16 Günther, Hans-Jürgen: Humanistischer Geist in Offenburgs alten Bibliotheken, im Katalog
zur Ausstellung „Neue Welt und altes Wissen", Offenburg 2007, 15-21. An dieser
Stelle möchte ich dem Leiter der Offenburger Stadtbibliothek und Hüter der kostbaren
Franziskanerbibliothek, Herrn R. Eisermann, für sein Entgegenkommen beim
Sichten und Fotografieren der 500 Jahre alten Lateinklassiker und der Antologia ganz
herzlich danken.


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