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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 316
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Lina-Mareike Dedert

den. Deshalb wird im Folgenden das Hauptaugenmerk auf das Warenangebot
der Eisenwarenhandlung gelegt und der Frage nachgegangen, woher
die Waren stammten, wie sie den Laden erreichten und welche Schlüsse in
Bezug auf das Verhältnis zwischen den Weills und ihren Lieferanten gezogen
werden können.

Um 1860 waren im Großherzogtum Baden rund 350 Eisenbahnkilometer
in Betrieb und somit der Verkehrsanschluss in südlicher, westlicher und
östlicher Richtung hergestellt. In Kombination mit Handelsverträgen resultierte
das in einer starken Ausweitung der Handelsbeziehungen. Die Zufuhr
von Rohstoffen vereinfachte sich, die Versendung von Waren gestaltete
sich schneller, günstiger und verlässlicher.10 Die verbesserten Bedingungen
ließen große Lagerhaltungen obsolet werden und hatten großen Anteil
an der Detaillierung der Ladengeschäfte. Es eröffneten sich neue Einkaufsund
Absatzmärkte. Kundenbedürfnisse konnten einerseits besser bedient,
aber andererseits auch erst geweckt werden. Insgesamt hob die modernere
Infrastruktur den Handel aus seiner herkömmlichen lokalen Fixierung. Der
vielschichtige Beitrag der Eisenbahn zum wirtschaftlichen Wachstum wird
daher auch als „Verdoppelungseffekt" bezeichnet.11

Kippenheim, geographisch vorteilhaft im Oberrheingraben gelegen, erfuhr
mit dem Anschluss an das europäische Eisenbahnnetz eine kaum zu
überschätzende Aufwertung. Ein von der Eisenbahn begünstigter Raum habe
dauerhaft wirksame Standortvorteile gegenüber Gemeinden, die in größerer
Entfernung zu einer Bahnlinie lägen, stellt Willi A. Boelcke dazu
fest.12 Lange Zeit hatte Kippenheim nur einen Bahnhof für den Personenverkehr
, der 1,5 km vom Ortskern entfernt lag. Die Bahnstation wurde bereits
1846 eröffnet, sechs Jahre nachdem mit dem Ausbau der Strecke von
Mannheim Richtung Süden begonnen worden war. Güter aber konnten nur
in den Bahnhöfen Dinglingen bei Lahr im Norden (5 km entfernt) und
Orschweier bei Mahlberg im Süden (4 km entfernt) abgefertigt werden.
Erst ab 1876 wurde eine Güterabfertigung am Kippenheimer Bahnhof
möglich.13

Ein ernsthaftes Hindernis stellten die Entfernungen der einzelnen Bahnhöfe
zum Ortskern offenbar nicht dar. Ein Großteil der Waren, die die
Eisenwarenhandlung der Familie Weill erhielt, wurde per Bahn geliefert.
Jene, die über Freiburg oder Emmendingen kamen, wurden bis nach
Orschweier gebracht und jene, die beispielsweise über Karlsruhe geliefert
wurden, bis zur Station Dinglingen. Sämtliche Güter mussten dann mit
Hilfe von Fuhrwerken weitertransportiert werden, bevor sie den Kunden
im Ladenlokal zur Verfügung standen.14 Weills hatten zwar Pferde und
Wagen, setzten diese aber nicht für Gütertransport ein, wie etwa die nachfolgende
Rechnung eines Kippenheimer Fuhrunternehmers zeigt.


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