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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 403
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0403
Ein armes Schwein kommt in den Himmel. Wilhelm Busch und Moritz Schauenburg

403

Ausspruch Ihrerseits über Busch und den „Heiligen Antonius von
Padua ", daß beide keine ganz gewöhnlichen Erscheinungen sind,
dazu dienen soll, eine Strafe von 3 Monaten los zu werden. Sie
sehen auf der Anklage, was man mit mir vorhat und ich zweifle
nicht im Geringsten, daß Sie, hochgeehrter Herr, gern dazu beitragen
werden, die Pläne eines ultramontanen Staatsanwalts zu
durchkreuzen. Demnächst wird die Sache vor Geschworenen in
Offenburg verhandelt und diese werden jedenfalls Ihren Ausspruch
höher achten als den Strafantrag des Staatsanwalts.
Entschuldigen Sie die Freiheit, mit der ich mich an Sie wende &
gestatten Sie die Versicherung meiner bewundernden Hochachtung
Andere Briefe an angesehene Persönlichkeiten ähnlichen Inhalts, die
Schauenburg geschrieben haben dürfte, haben sich noch nicht finden lassen.

Doch die Aufregung des Verlegers wird sich in Grenzen gehalten haben.
Vorderhand hatte man in Lahr und im Großherzogtum Baden andere Sorgen
. Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Deutschland den Krieg. Aufgeschreckt
aus der Ruhe, befürchtete man im grenznahen Lahr Einquartierungen
.9 Alle jungen Lahrer wurden einberufen, Feriengäste reisten überstürzt
ab, auf den Bahnhöfen herrschte Chaos. Gerüchte kamen auf, die Franzosen
wollten bei Wittenweier, einem Dorf nur wenige Kilometer von Lahr
entfernt, eine Brücke über den Rhein schlagen. Erleichtert atmete man auf,
dass man von badischer Seite her die Eisenbahnbrücke über den Rhein bei
Kehl sprengte. Als dann im Oktober Straßburg von den deutschen Truppen
umzingelt und bombardiert wurde, ging man auf den vor der Stadt gelegenen
Schutterlindenberg und beobachtete die brennende Stadt.

Moritz Schauenburg organisierte in Karlsruhe einen Maler für den
Kriegsschauplatz, um seinen Kalender recht schön ausstatten zu können.
Die Jungfrauen von Lahr zupften Scharpie für die verletzten Helden, die
Frauen sammelten Lebensmittel für die vor den Toren von Straßburg liegenden
deutschen Truppen. In Lahr sangen die Kinder Deutschland,
Deutschland über alles, auch Adelheid, das noch nicht ganz zweijährige
Töchterchen des Verlegers.

Als am 27. September Straßburg kapitulierte, pilgerten die Lahrer über
den Rhein, um alle die verschossenen Straßen und Häuser zu besichtigen.
Man sammelte heruntergeschossene Steinornamente vom Münster und
nahm sie als Andenken mit. Vom Münsterturm aus sah man aus den Qua-
rantainebaracken Chlordämpfe emporsteigen. Mit dem Militär hatten sich
auch Seuchen breitgemacht, man spricht von Blattern und vom Blauen
Husten. Im Oktober noch erwarb Moritz Schauenburg die Silbermannsche
Druckerei mit dem Verlag des niederrheinischen Kurier und investierte als
erster deutscher Unternehmer im Elsass.


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