http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0417
„Die entsetzlichen Rheinschnaken"
All
Anopheles
die dritte Plage waren, die Gott den Ägyptern sandte (Ex 8, 12-14); und
weiterhin wohl daran, dass die Bibel den Teufel auch Beelzebub, d. h.
„Herr der Fliegen" nennt (2 Kö 1,2). Insofern war er - und war Goethe gegen
den Sesenheimer Pfarrer - theologisch gar nicht ganz im Unrecht.
Die Klagen rissen allerdings nicht ab. Ihnen reihte sich Georg Büchner
an, wenn er Valerio, den Narren in „Leonce und Lena", sagen ließ, es sei
zwar „eine schöne Sache um die Natur, sie wäre aber doch noch schöner,
wenn es keine Schnaken gäbe"4. Büchner wusste, wovon er sprach, und
umso mehr, als er in eben dem Jahr 1836, in dem er das Lustspiel schrieb,
in Straßburg lebte. Marie Luise Kaschnitz wusste es ebenfalls, die 1901 in
Karlsruhe geboren wurde: „in der Fächerstadt, der Schnakenstadt, der
Weinbrenner Stadt"5; und sie kannte auch die Geschichte dieser Gründung
und ihres Gründers, des Markgrafen Karl, der, wie es heißt, einst im Hardtwald
eingeschlafen und dann wieder aufgewacht war: „von einem Schnakenstich
wahrscheinlich"6.
Neben den Literaten meldeten sich auch bald die Biologen zu Wort. Ein
gewisser Fabricius fand im Jahre 1781, dass die Schnake „continuo susurro
puncturaque molestissimum"7 sei: also durch ihr dauerndes Summen und
ihren Stich überaus lästig. Er meinte wohl weniger die Rheinschnake
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0417