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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 435
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Zur Galloromania im Mittleren Schwarzwald und in der nörlichen Ortenau

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3.2.2 Reliktwortnamen. Die Namen beruhen auf kleinarealem Sprachkontakt
im engen Bereich des ehemaligen Substratgebiets. Die Lexikate,
die in der alemannisch-deutschen Aufnahmesprache weiterleben, künden
von der ehemals hier lebenden Vorbevölkerung. Sie können zur Namenbildung
verwendet werden, ohne dass ein Rückschluss auf direkten örtlichen
Sprachkontakt damit möglich wäre.

Gemarkung Schweighausen: G limine, T^ns^-acker), Guttell Guttie;
eventuell: Funne; Gschasi (Gemarkung Biederbach). Die hier vorgenommene
Klassifikation ist oft zweifelhaft: Kompositabildungen im Substratgebiet
wurden gebildet mit den Etyma Glimme, Krist, ferner auch Guttel
und Gschasi] nur in Biederbach und Schweighausen kommen vor: Funne.

3.2.3 Lehnwortnamen. Die drei aus dem Schweighausener Korpus hierher
zu stellenden Namen gehen auf auch im Alemannischen weit verbreitete
Lehnwörter zurück: Balm, Bennacker (beide gallischen Ursprungs), Kopf.

3.2.4 Besonderheiten (s. Belegnachweise zu Karte 3): Baschk (niederrheinische
Namenparallelen); Baude (Siedlungsgeschichte); Eie, Eilet (südalemannische
Namenparallelen); Hallen (Etymologie ohne historische Belege
unklar); Schwabenberg (Hinweis auf Diözesan-, Gaugrenze).

3.3 Sprachgeschichte81

Das Hauptergebnis der vorliegenden Miszelle ist, dass im Mittleren
Schwarzwald nach dem Zeugnis der Gewässernamen, der Bergnamen, der
Zinkennamen und der Völkernamen (Walchennamen) eine galloroma-
nisch-alemannische Kontaktzone bestanden haben muss. Die zwei mittelalterlichen
Namen-Verdichtungszonen im oberen Schuttertal zeigen, dass
hier der Besiedlungsprozess auf dem Territorium von Ettenheimmünster
gemeinsam von romanischen und alemannisch-deutschen Bergbauern erfolgte
. Die Häufung nichtgermanischer Namen auf der Gemarkung
Schweighausen in einer relativ unwirtlichen Berglandschaft, könnte darauf
hinweisen, dass sich die nichtgermanische Vorbevölkerung zuletzt
hierher zurückgezogen hatte. Nach dem 8./9. Jahrhundert setzte aber dann
die deutsche Kolonisation der Bergregion ein. Im mittleren Schuttertal
dürfte die germanisch-deutsche Siedlung im frühen Mittelalter - von Lahr
an bis etwa zu den Orten Wittelbach/Wolfersbach vorgedrungen sein. Indiz
dafür ist der Gewässername Kambach mit 2. Lautverschiebung, vielleicht
auch der Flurname Schnaig beim Schmetterhof (Kambach), der auf
ahd. snaida >Grenze< zurückgeht.

Durchführung der 2. Lautverschiebung zeigen neben dem Bergnamen
KallenwalS1 und dem Gewässernamen Kambach /kh-/ auch die Bergnamen
Kalmer /kh-/ und Kandel /kh-/ im Elztal (bei Elzach/Waldkirch). Als


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