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Zur Galloromania im Mittleren Schwarzwald und in der nörlichen Ortenau
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Zu den Flurnamen:
1. Pfratbosch93 a. 1347 GLA (= Generallandesarchiv Karlsruhe) 66/55, 7r.
Lat. prätum, präta94 N.P1. >Wiese, Wiesengelände< (Kollektivum), Kompositum
mit mhd. husch, bosch, st.M. >Busch, Gesträuch<,95 Herkunft umstritten
.
Die Walchennamen (s.u.) reflektieren eine germanisch-romanische
Mischzone, wie sie beispielsweise im Elsass südlich von Altkirch zu postulieren
ist.96
2. Gumme91 a. 1347 an der gum GLA 66/57.
3. Gummeneck9^ amtl. Name /gumsnek/ a. 1524 kümeg GLA 34/65, a.
1723-1750 gummenegg GLA 61/13794. Beide Namen zu gall. cumba
>Mulde<, frz. combe.
4. Gutheit amtl. Name /güdsl, gusdsl/ f. a. 1533 in der guttelach GLA
66/1432; a. 1832-1844 in der gudell Grundbuch 3." Zu romanisch gutta +
ella >Rinnsal, Bach< verknüpft mit dem Kollektivsuffix -ach = *guttel-
lach.100 Zu gutta zu stellen wäre der nur mündlich bezeugte F1N Battengott
(auch Reblage!), Lage an einem Bach, Gott soll sich auf ein dortiges, altes
Kruzifix beziehen.
Zur sprachgeschichtlichen Interpretation:
- Die Namen Pfrat-, Gumme, Gutlet- sind Lehnnamen, die ohne den Umweg
über Lehnwörter (Lehnappellativa) direkt aus dem Munde von ansässigen
Ureinwohnern (= Galloromanen) den deutschen (alemannischen
, fränkischen) Neusiedlern übermittelt worden sind. Sie bildeten
die Oberschicht (Superstrat), die im Verlauf des länger währenden
Sprachkontakts schließlich ihre deutsche Sprache durchgesetzt hat. Von
der Sprache der Vorbevölkerung blieben Dialektreste, vor allem einige
Flurnamen übrig.
- Die keltoromanische und die germanische historische Sprachwissenschaft
kann aus dem urkundlichen Sprachstand der Namenrelikte den
Zeitrahmen des Sprachkontakts ungefähr erschließen. Die Graphie
Pfrat-bosch (a. 1347) zeigt deutliche Spuren der sogenannten althochdeutschen
TenuisVerschiebung, anlautend p- > pf-, Typus germ. plegan
> ahd. pflegan >pflegen<, porta > dhd.pforz- (ON). Dieser Lautwandel
wird in das 6./7. Jahrhundert datiert.101
- Die Graphie Gumme < lat.-roman. cumba >Hochtal, Mulde< bleibt ohne
Spuren der Anlaut-, Tenuis Verschiebung: lat.-rom. c > kch-/kh-. Die Er-
satz->Lautung< ist g- (Gumme) nach dem Ende der 2. Lautverschiebung
nach dem 7./8. Jahrhundert zu datieren.102
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