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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 468
(PDF, 97 MB)
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Wolf gang Stengele

zen und Tiere vor hundert Jahren zumeist durch Ausbrüche aus Zoos und
durch Verpflanzungen aus botanischen Gärten sehr selten erfolgte, dringt
seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine Flut von Fremdlingen bei uns ein.
Auffällig sind vor allem robuste und intolerante Neulinge, die sowohl
durch Verdrängung als auch durch Schadfraß oder direkt als Krankheitserreger
schaden. Sie sind oft sehr variabel in den Standortsansprüchen, genügsam
und Kolonien bildend.

Zumeist vollzieht sich die Überfremdung schleichend, bei manchen Arten
jedoch dramatisch schnell und mit tödlichen Folgen.

Es sind weniger die importierten Nutzpflanzen, sondern anspruchslose
Wildpflanzen, die unser reichhaltiges, tolerantes Ökosystem durch Unduldsamkeit
völlig aus der Bahn werfen.

Der Weg geht natürlich auch umgekehrt: Unsere Ratten z. B. erobern
von Europa aus seit Jahrhunderten die ganze Welt bis zur entferntesten Südseeinsel
und verursachen dort heillose Schäden, genauso unsere Karnickel.

Bei den Pflanzen, die bei uns eingewandert sind, ist es hauptsächlich die
Kanadische Goldrute, der Japanische Staudenknöterich, der Sachalinknöterich
, die Balsamine (das Indische Springkraut) und der Riesenbärenklau.

Die Kanadische Goldrute kam schon im 17. Jahrhundert in unsere Ziergärten
. Sie wilderte später aus und steht heute auf großen Flächen auf den
frischen bis trockenen Standorten der Rheinauen und des Rheinvorlandes.
Ihr Siedlungsvermögen auf trockenen Standorten schädigt vor allem unsere
reichhaltige Trockenflora, die sich heute überwiegend auf die regelmäßig
gemähten Böschungen der Stau- und Hochwasserdämme zurückzog. Der
Pflanze steht fast kein heimischer Nutzer aus dam Tierreich gegenüber.
Sie wird deshalb auch nicht durch Verbiss eingedämmt. Das Problem wird
deutlich durch die Tatsache, dass von den 429 in BW bekannten Wildbienenarten
nur vier den Pollen der Kanadischen Goldrute nutzen. Die Verhältnisse
sind bei den übrigen Neophyten etwa gleich.

Der nächste Störenfried, das Indische Springkraut, ursprünglich ebenfalls
Zierpflanze und besser bekannt unter dem Namen „Balsamine", war
Mitte der 50er schon flächenhaft im ganzen Rheinvorland verbreitet.

Die Imker haben später für weitere Verbreitung bis in den Oberlauf der
Schwarzwaldbäche gesorgt. Allein in unserem Bereich besiedelt die Balsamine
ca. 1000 ha Fläche, meist wertvolle Auewald- und Uferbiotope, aus
der unsere heimisch Flora verdrängt wurde und die heute unserer heimischen
Tierwelt (mit Ausnahme der Honigbienen) nicht mehr als Nahrungsquelle
zur Verfügung stehen.

Anfang der 50er-Jahre wurde der Japanische Staudenknöterich in Wolfach
zur Sicherung von Wegböschungen verwendet, wohl auch zur Ufersicherung
. Dies führte an den Ufern von Kinzig, Wolf und Rench zu einem
„Supergau": Explosionsartig besiedelten die beiden Knötericharten die
Flussufer mit noch andauernder Expansion und nicht mehr ausrottbar. Mit


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