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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 479
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Dramatische Veränderungen in der Natur in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts

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Vergleichsweise zu 1949 müsste heute der Dz. Weizen 630,-Euro kosten
bei gleichem Verhältnis zu den Lohnkosten wie 1949.

Aus diesem Grund war die Landwirtschaft zu einer rücksichtslosen Rationalisierung
gezwungen, mit ebensolchem Einsatz von Technik und Chemie
, um zu überleben.

Gleichzeitig schwand die Bedeutung der Eigenversorgung der Höfe, die
eine reiche Vielseitigkeit der landwirtschaftlichen Produkte gesichert hatte,
und machte in großen Monokulturen den marktgängigen Erzeugnissen
Platz.

In der Praxis heißt dies: Wo früher Hafer, Gerste, Weizen, Rüben, Klee,
Kartoffel und Wiesen, zuvor noch Mohn, Flachs, Hanf und Tabak in kleinflächiger
Mischung standen, wachsen heute zwischen Kappelrodeck und
Achern Kirschanlagen in endloser Monokultur und draußen „im Land"
nicht endende Maisäcker, wobei die Vielseitigkeit von Flora und Fauna auf
diesen Flächen verloren war.

Voraussetzung für die Umstellung war teilweise die Flächenzusammenlegung
durch die Flurbereinigung. Allein dieser Flurbereinigung fielen
z. B. auf Gemarkung Renchen ca. 2000 alte Hochstamm-Obstbäume zum
Opfer.

Schwerpunkt dieser „Landwirtschaftlichen Revolution" waren die 70er-
Jahre.

In den hinteren Tälern, wo der Mechanisierung durch das steile Gelände
Grenzen gesetzt sind, ist seit Jahren eine zunehmende Bewaldung der ertragsarmen
landwirtschaftlichen Grundstücke im Gang.

Selbst auf den am stärksten bewaldeten Gemarkungen des Ortenaukreises
wie Lierbach mit 91 % und Peterstal mit 83 % gibt es Bestrebungen, sich die
Arbeit leichter zu machen und aufzuforsten, ein verständlicher Wunsch.

Im Einzelnen sind es vor allem die Unkrautvertilgungsmittel, die die
weite Palette der Wildkräuter vernichtet.

Es ist der Verlust der Grasflächen zugunsten der Ackerflächen, die zumeist
nur eine einzige Wirtschaftspflanzenart beinhaltet.

Es ist der großflächige Einsatz der Mulchgeräte, der jedes nicht fluchtfähige
Tier tot schlägt.

Es ist das Gras, das teilweise zum Abfall wurde und als solches das
Grundwasser durch Nitrat gefährdet.

Es sind die Spritz- und Düngemittel, die einen Teil des Trinkwassers belasten
, alles Dinge, die man eben vor 60 Jahren noch nicht kannte und die
heute das Einkommen des Landwirts sichern helfen, einem Berufsstand am
Existenzminimum, der in den letzten 50 Jahren Einkommenseinbußen hinnehmen
musste, die sonst nirgendwo so stillschweigend hingenommen
werden mussten.

Dies muss man eben zu dieser für die Natur so nachteiligen Entwicklung
auch sagen.


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