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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 492
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Marlon Poggio

Die Bewertung der Rolle von Wankeis Engagement in der Lahrer
Notgemeinschaft bei seiner Entnazifizierung

46. [...] Grund des Eintritts, Austritts oder Ausschlusses:
seit Mitte 1932 in offener Oppositionsstellung, ab Herbst 1932 offener
Kampf gegen die Partei69

Felix Wankel auf dem Fragebogen
zur Entnazifizierung.

Wankel gelingt es, der Spruchkammer in Lindau ein verzerrtes, ihn entlastendes
Bild seines Engagements für die Lahrer Notgemeinschaft zu vermitteln
, das sich in der Forschung bedauerlicherweise immer noch Tenor ist:70
„Vom Nat. Soz. abgewandt"71, habe er einen „wirklichen Oppositionskampf
geführt"72 und „aktiven Widerstand geleistet"73. Auch seine „Alten
Kameraden" bezeugen entlastend, Wankel sei „weder jemals für den Nationalsozialismus
eingenommen" (Emil Metzer, kennt Wankel „schon jahrelang
")74 oder „für die Ideen der NSDAP zugänglich" (Hans Erb, hat
Wankel im Zusammenhang mit dessen technischen Arbeiten im Sommer
1932 kennen gelernt)75, noch ein „Nationalsozialist im Sinne der Parteidoktrin
" (Paul Kind, ein Freund)76 oder „überhaupt mit der allgemeinen
Richtung [...] der Partei [...] einverstanden" (Helmut Wetz, mit Wankel in
der Lahrer Notgemeinschaft)77 gewesen. Walter R. Allgaier, selbst ehemaliges
Mitglied der Lahrer Notgemeinschaft, bezeugt im Wankel-Prozess,
der Angeklagte habe mit dieser innerparteilichen Opposition sogar den
„Kurs der [sc: NS-] Partei zu ändern" gesucht78 - eine Aussage, die Wankel
, wohl mit der Intention einer Urteilsmilderung, zu untermauern weiß:
Allein, die Notgemeinschaft, die sich in der NSDAP gegen die „Parteibonzen
" durchzusetzen versucht habe, sei eine nahezu demokratische Partei
gewesen; wenn noch andere (demokratische) Parteien deren Stellung mit
eingenommen hätten, wäre die demokratische Verfassung von Weimar
noch existent:

Für den Geschichtsschreiber wird einmal die badische ,Notgemein-
schafV ein weiterer Beitrag zu der betrüblichen, historischen Feststellung
sein, dass wenn die demokratischen Parteien etwas umsichtiger und geschickter
sich verhalten hätten, die Gangsterführung der NSDAP im Laufe
der Jahre 1933 und 1934 ganz von selbst machtlos geworden wäre, weil
gerade die idealistischen arbeits- und opferwilligen Kreise die NSDAP angeekelt
verliessen79 und erbittert zu bekämpfen begannen?®

Der moderne Geschichtsschreiber erkennt in diesen Worten vielmehr eine
perfide Verdrehung der Tatsachen, wenn die Quellen eine andere Sprache
sprechen: Gemäß des von Wankel und Kirn verfassten Leitbildes der Lahrer
Notgemeinschaft, sieht diese sich ganz „auf dem Boden der nationalso-


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